Viertelfinale ODDSET-Landespokal Thüringen 2001/2002
21.November 2001
FC Union Mühlhausen FC Union Mühlhausen vs. FC Carl Zeiss Jena FC Carl  Zeiss Jena
 
Torfolge:   1 : 0 Jörg Klipstein (13.)
  1 : 1 Gediminas Sugzda (20.)
  1 : 2 Sebastian Barich (27.)
  2 : 2 Stefan Hartung (83.)
  2 : 3 Nico Quade (87.)
 
Zuschauer:   700
Schiedsrichter:   Backhaus (Steinheuterode)
Anmerkung:   keine

Spielbericht von Frank Cichos (Jena/Fanpage FCC)

Spielbericht von Michael Jakob (Mühlhausen)

Der Favorit wackelte bedenklich

... und Eisern Union lebt doch ! Am Mittwochabend erlebten die 700 Zuschauer (darunter etwa 100 Jenaer), entgegen allen Vermutungen einen tollen Pokalfight, indem der haushohe Favorit aus Jena alles geben mußte, um nicht in eine drohende Verlängerung zu müssen.

Das Spiel begann, wie nicht anders zu erwarten, mit stürmischen Angriffen der Jenaer, denen man deutlich anmerkte, frühzeitig alles klar zu machen. Doch Union machte die Räume eng, hatte eine aufmerksame Abwehr und einen umsichtigen Rink im Tor. Aus heiterem Himmel dann das 1:0 für Union, als Klipstein plötzlich allein vor Berbig auftauchte und diesem mit einem trockenem Flachschuß aus 12 Metern ins lange Eck keine Abwehrchance ließ. Durch den Rückstand getroffen, entwickelten die Jenenser nun noch mehr Druck. Hatte der FC Union in der 17 Minute bei Sugzda's Lattentreffer aus Nahdistanz noch das Glück des Tüchtigen, machte es der gleiche Spieler nur 4 Minuten später mit einem fulminantem Schuß aus 12 Metern besser - Rink war hier machtlos. Die Gäste wollten nachlegen.
Immer wieder versuchten die enorm dribbel- und kombinationstarken Gästeangreifer Löcher in die Unionabwehr zu reißen. Dies gelang auch kurz darauf, als Barich eine schöne Kombination mit sehenswertem Schuß zur Jenaer Führung abschloß.
Wer jetzt aber dachte, Union geht unter, wurde bald eines besseren belehrt. Immer mehr verschoben sich die Spielanteile und es entwickelte sich ein typischer Pokalfight. Die Riesenchance zum Ausgleich hatte nach 41 Minuten Klipstein auf dem Fuß, der glänzend angespielt aus 16 Metern erneut allein vor Berbig auftauchte. Sein Heber über den Jenaer Torhüter mißglückte jedoch. So war zur Pause bei eisigem Wind noch alles offen.

Die 2. Hälfte sah dann einen Oberligaspitzenreiter, der sich zwar leichte Feldvorteile erspielte, aber nur zu wenigen Torszenen kam. Und dann trat das ein, was kaum einer für möglich hielt, der Landesligaletzte drückte in den letzten 20 Minuten auf den Ausgleich. Jena kam von einer Verlegenheit in die andere und hatte mehrfach Glück, als innerhalb kurzer Zeit erst Gallien den einköpfbereiten Kaiser übersah, kurz darauf gleich 2 Unioner unmittelbar vorm Gästetor haarscharf an einer Eingabe vorbeiflogen, Berbig einen gefährlichen Gallienschuß entschärfte und Klipstein's Geschoß nach 73. Minuten um Zentimeter am Dreiangel vorbeiflog. Nur logisch dann der vielumjubelte 2:2 Ausgleich durch Stefan Hartung nach 84 Minuten, der ebenfalls schön angespielt aus 10 Metern das Leder im langen Eck versenkte. Berbig streckte sich hier vergebens.
Um so tragischer das 2:3 für den FC CZ Jena aus Sicht der Einheimischen. Den Gästefreistoß aus 18 Metern und halbrechter Position vollendete Quade vorbei an der Unionmauer in der 85. Minute ins lange Eck. Rink stand zwar dort, schien aber aus irgend einem Grund irretiert. Sicherlich kein "Unhaltbarer". Trotz allem, kein Vorwurf an den Torwart. Was der FC Union an diesem Abend ablieferte, nötigte allerhöchsten Respekt ab. Die vielen Fans skandierten nach dem Abpfiff den Spielern der Heimmannschaft mit lang anhaltendem Beifall. Sicherlich Seelenbalsam für den FC Union. Der Thüringenligist bestätigte mit dieser Leistung eindrucksvoll die bereits gegen den SSV Erfurt/Nord gezeigte starke Leistung und ist in dieser Form auf dem besten Weg zu alter Stärke.
Der am Samstag, den 23.11.01 wiederkehrende Punktspielalltag wird zeigen, wie die Mannschaft das sicherlich kraftraubende Spiel wegsteckt und das wiedererlangte Selbstvertrauen umsetzt.

Der FC Union Mühlhausen spielte mit:
Rink - Hartung, Kaiser, Furchtbar, König (74. Hilbrecht), Gallien, Schmidt, Klipstein, Fernschild, Kagramanjan, Adler (60. Adamciak).

Der FC Carl Zeiss Jena spielte mit:
Berbig, Sugzda, Nowotny, Saraba, Schön (46. Quade), Barich, Schwesinger, Hempel, Hauser, Kurbjuweit, Jovic (53. Mydlo).


Spielbericht von Frank Cichos (Jena / Fanpage Frank Cichos und Volker Große)

Zwei Minuten von der Sensation geträumt

Nennen wir es effektiv, was die Spieler des FC Carl Zeiss unter Flutlicht auf einem Ascheplatz abgeliefert haben. Gegen den Landesligisten Union Mühlhausen taten sie gerade so viel, dass es zum Weiterkommen reichte und nicht in eine Zitterpartie ausartete. Mit einem 3:2-Sieg wurde das Halbfinale geschafft, nachdem kurz vor Ende der regulären Spielzeit sogar die Verlängerung gedroht hatte.
Entgegen der Auslosung hatte der FCC sein Heimrecht abgetreten, was vom Stadionsprecher vor Anpfiff gesondert gewürdigt wurde. Im Wissen um das Pensum einer englischen Woche wurden bei den Jenaern einige Stammspieler geschont. Die anderen schienen in der Anfangsphase testen zu wollen, ob sich diese Pokalaufgabe vielleicht im Schongang erledigen ließe. Ein einziger schöner Spielzug, in dessen Folge der Ball versprang, wurde zunächst geboten. Ehe es sich der Oberligist versah, lag er auch schon in Rückstand. Dabei war die Absicherung in der Hintermannschaft nicht vorhanden, sodass sich Klipstein beim Konter nur noch Berbig gegenüber sah und diesem keine Chance ließ. Immerhin, dieser Treffer wirkte als Wecksignal für den FCC. Der Schuss von Gedeminas Sugzda an die Lattenunterkante nach Vorlage Hausers (21.) hatte beinahe Wembley-Format, war aber nicht hinter der Linie.
Zwei Minuten später scheiterte Jenas Bester in der 1. Halbzeit, Sebastian Barich, am gegnerischen Torwart. Darauf vergingen nur Sekunden, bis der ungewohnt offensive Sugzda aus der Überlegenheit den Ausgleich machte. Sein Schuss aus 15 Metern landete im rechten Eck. Die stärkste Phase der Jenaer war damit noch nicht beendet. Nowotny kickte in Minute 24 rechts raus auf Jovic, bei dessen Eingabe kam Kurbjuweit einen Schritt zu spät. Kurz darauf erneut Ballbesitz: Jovic spielt auf Sugzda; dessen überraschender Hackentrick landet zwar in den Beinen eines Gegenspielers, der sich davon aber so überrascht zeigt, dass ihm der Ball nach vorn verspringt. Barich sagt Danke und trifft mit straffem Schuss von der Strafraumgrenze. Die einheimischen Besucher, die nach der frühen Führung ihrer Truppe eine Pokalsensation gewittert hatten, gaben zu diesem Zeitpunkt wohl keinen Pfifferling mehr auf ein Weiterkommen, zu klar dominierte der Gast in dieser Phase. Doch unseren Kickern war das alles wohl zu leicht gefallen. Prompt nahmen sie wieder den Gang heraus. Die Folge war eine Viertelstunde ohne große Höhepunkte, sodass sich der Homepage-Reporter schon vor dem Halbzeitpfiff Richtung Glühwein-Stand orientieren konnte und beim Verspeisen einer Knoblauch-Bratwurst lediglich Klipsteins Konterchance (44.) registrierte.

Eine Doublette über Hauser und Jovic, abschlossen von Barich, bildete den Auftakt zu Halbzeit zwei. Für Jovic war es die letzte Aktion, da er gegen Mydlo ausgetauscht wurde. Dieser wiederum bekam den Ball sogleich von Hauser in den Lauf gespielt, scheiterte aber an Rink im Union-Gehäuse. Dessen Gegenüber Berbig konnte sich danach gleich zweimal auszeichnen: Bei einem 22-Freistoß war er ebenso auf dem Posten wie gegen Mühlhausens Nummer 9, die in abseitsverdächtiger Position plötzlich nur noch Jenas Keeper vor sich hatte. - Es lief bereits die 84. Spielminute, als wieder mal David Mydlo in den Blickpunkt rückte: Hauser hatte energisch das Mittelfeld überbrückt, sein Pass brachte Mydlo in aussichtsreiche Position. Doch dessen Vollspann-Torschuss verfehlte den Kasten derart klar, dass der heranstürmende Quade auf der rechten Seite sogar noch an das Leder kam, leider verzog. Die Quittung folgte umgehend: Eckball Mühlhausen und aus dem Gewühl heraus spitzelte Hartung den Ball ins Tor zum 2:2. Die Gäste-Fans fluchten, drohten doch jetzt bei sehr windigem, kühlen Wetter weitere 30 Minuten Spielzeit. Doch Nico Quade hatte ein Einsehen, zirkelte einen Freistoß von der rechten Seite genau ins lange Dreiangel. Das Weiterkommen war gesichert.
Die Mühlhausener konnten erhobenen Hauptes vom Platz gehen. Sie hatten bewiesen, dass die überraschenden Pokalerfolge gegen Erfurt-Nord und Weida keine Zufälle waren. Eigentlich unverständlich, weshalb diese Elf das Tabellenende der Landesliga ziert. Freilich boten ihnen die Oberliga-Spieler des FC Carl Zeiss auch genügend Entfaltungsmöglichkeiten. Besonders jene Akteure enttäuschten, die eine Chance bekamen, sich für die Stammelf zu empfehlen. Kurbjuweit blieb blass, Schwesinger tauchte völlig ab, Mydlo wirkte erschreckend harmlos. Dirk Hempel schließlich machte genau da weiter, wo er in seinen letzten Punktspiel-Einsätzen aufgehört hatte. Seine Spielweise verdiente noch nicht einmal das Prädikat ´effektiv´.