9.Spieltag Nachholspiel Thüringenliga 2001/2002
27.Oktober 2001 14:00 Uhr
FC Einheit Rudolstadt FC Einheit Rudolstadt vs. 1.Sonneberger SC 04 Sonneberger SC
Torfolge:
1 : 0   André Schmiedehausen (20.)

Schiedsrichter:   Michael Wilske (Bretleben)
Zuschauer:   400
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte: Schwesinger (80./Sonneberg)

Spielbericht Freies Wort (Sonneberg)

Spielbericht von Hartmut Gerlach (Rudolstadt)

Rudolstädter in Spiellaune zum hochverdienten 4. Heimsieg
Goldenes Tor von Andre Schmiedehausen im besten Saisonspiel des Neulings

In der Vorschau der Südthüringer Zeitung "Freies Wort" sprach der Verfasser, angesichts von nur fünf Gegentoren des Neulings, respektvoll vom Rudolstädter Beton. Doch der Vorjahresvizemeister hatte in einem flotten und ansehenswerten Treffen mehr damit zu tun, die eigene Abwehr zu zementieren und den zeitweise wie entfesselt aufspielenden Gastgeber im Schach zu halten. So gab es im Stadionrund nach Spielschluss unter den meisten der 400 Besucher die einhellige Meinung, der sich auch SC-Trainer Emil Kirchner anschloss: Der Aufsteiger hat die kurzweilige, im vertretbaren Rahmen geführte Partie hochverdient gewonnen. Der Gast kam, was das Resultat betrifft, noch glimpflich davon.

Mit Ausnahme der ersten 10 Minuten, in denen die Spielzeugstädter wie erwartet offensiv und druckvoll begannen, hatten sie gegen die vor Spiellaune sprühenden Saalestädter nur wenig zu bestellen. Aber selbst in der Anfangsphase, die sich im Nachhinein als Strohfeuer erwies, besaß das Team des Trainerduos Oertel/Turtenwald klare Chancen. Daniel Reich, bis zu seiner Auswechslung ständig auf Achse und immer gefährlich, köpfte eine Egerland-Flanke um Zentimeter am Pfosten vorbei (4.). Noch viel mehr Glück hatte die Kirchner-Elf sechs Minuten später. Nach einer Traumkombination über Reich, Leib und Gentner knallte der Ex-Jenenser die Kugel aus 20 Metern an den Innenpfosten, von wo sie wieder ins Feld sprang. Weitere Aktionen im SC-Strafraum von Gentner (11.) und Leib (13.) waren ebenfalls nicht von "schlechten Eltern".

Nach exakt 20 Minuten musste Torwart Bohnenstengel, an diesem Tag bester Sonneberger, das Leder dann doch aus dem Netz holen. Vorausgegangen war ein Schuss von Andre Schmiedehausen, der sich nach dem Pass von Marcus Leib blitzschnell drehte und dem-Keeper keine Abwehrmöglichkeit ließ. Wer nun gedacht hatte, dass Sonneberg, in besagter Vorschau auf Sieg "programmiert", wütend zurück schlagen würde, sah sich getäuscht. Der FC Einheit blieb seiner Linie treu, zeigte keinen Respekt und orientierte sich weiter nach vorn. Er gefiel durch viele schwungvolle Angriffe, ohne die eigene Verteidigung zu vernachlässigen. Hier köpfte Marco Jähnisch in den oberen Regionen alles heraus und fand in seinen defensiv eingestellten Teamgefährten Gerlach, Claus und vor allem M. Lorenz - der "junge" Vater verlor nicht einen Zweikampf - zuverlässige Verbündete. Nach vorne ging die Post über Mirko Gentner, mit toller Laufleistung, H. Jähnisch, "Linksaußen" Heiko Egerland und Leib ab. Gerhard Günter, unter dem Spitzennamen "der Blaue" im Rudolstädter Fußball vergangener Jahr ein Begriff und Stammzuschauer bei den Heimspielen, schnalzte wie viele andere angesichts der Leibschen Galavorstellung mit der Zunge. "Was der Junge bot, war vom Allerfeinsten", so die Meinung des früheren Torhüters.

Sonneberg erarbeitete sich im ersten Spielabschnitt nicht eine einzige Gelegenheit aus dem Spiel heraus. Nur ein Freistoß von Scharfenberg (23.), den Schneider über die Latte lenkte, erinnerte an die Tugend der Sonneberger - ihre Angriffsqualitäten. Nach einer Möglichkeit von Reich (36.) spendete auch das Rudolstädter Publikum Bohnenstengel Anerkennung. Denn der kratzte ein Freistoß-Geschoss von M. Lorenz im Stile eines Klassemanns aus dem Winkel (43.) und verhinderte so das sichere 2:0.

Kurz nach dem Wechsel hätte Leib alles klar machen können. Aber nach seinem Solo hatte er wohl einen Sonneberger Abwehrspieler nicht auf der Rechnung, denn der schlug den Ball für seinen schon geschlagenen Schlussmann von der Linie. Unmittelbar darauf brachte sich erstmals Torjäger Luthardt, ansonsten dank konsequenter Deckungsarbeit der Heidecksburgstädter kaum im Rampenlicht, ins Gespräch. Aber er hob die Kugel über das Tor. Die Sonneberger wirkten jetzt etwas engagierter, konnten aber auf der Einheit-Trainerbank kaum Angstschweißausbrüche herauf beschwören. Der Fußballgott schien an diesem Tag dennoch nicht ein grüngelbes Herz zu haben. Denn zweimal war Reich, jeweils völlig frei vor dem Tor, im Pech, als er das Gehäuse nicht traf (56., 65.). Auch Leib knallte das Streitobjekt aus aussichtsreicher Position daneben (57.).

Sonnebergs Coach, der am Ende enttäuscht war, keine rechte Erklärung für die mäßige Vorstellung seiner Mannschaft hatte und nur mit dem kämpferischen Aufbegehren nach dem Pausentee halbwegs zufrieden war, orientierte seine Mannen in der Schlussphase nach vorne. Fast schien die Rudolstädter Leistung bis dahin Makulatur zu werden, als Schuster aus sechs Metern am glänzend reagierenden Schneider scheiterte (80.). Doch es sollte die einzige echte Torchance für die Nullvierer bleiben. Unmittelbar darauf schickte Schiedsrichter Wilske (Bretleben) den SSC-Akteur Schwesinger (Sonneberg) wegen einiger unfreundlicher Worte Richtung Referee zum vorzeitigen Duschen (82.). So ergaben sich in den letzten Minuten sogar weitere Chancen für die Einheimischen. Erneut war eine gehörige Portion Glücklosigkeit im Spiel,. als Strempel sah, dass Bohnenstengel weit vor seinem Kasten stand, aber aus 30 Metern knapp verzog (89.). Sekunden später zögerte der eingewechselte Routinier W. Lorenz zu lange beim Abschluss.

Nach drei Nachspielminuten war der hochverdiente vierte Heimsieg des Neulings unter Dach und Fach. Trainer Norbert Oertel, der sich über die drei Punkte für das Unternehmen Klassenerhalt freute, sah sich mit seiner Vorahnung bestätigt: "Die Stimmung in der Mannschaft war im Training bestens. Ich denke, dass sie sich auch auf das Spiel überträgt", meinte er vor dem Anpfiff. Damit lag er an diesem Nachmittag, an den es von den oftmals recht kritischen Rudolstädter Besuchern ab und an Szenenapplaus gab, goldrichtig.

Der FC Einheit Rudolstadt spielte mit:
Schneider - M.Jähnisch - Gerlach - Claus - M.Lorenz - Egerland (ab 83. Nordhauß) - H.Jähnisch - Leib - Gentner - Reich (ab 66. Strempel)- Schmiedelausen (ab 73. W.Lorenz).

Der 1.Sonneberger SC 04 spielte mit:
Bohnenstengel - Krüger - Schuster - Rexhäuser (ab 73. Bernschneider) - Winter (ab 66.Fischer) - Schwesinger (80. RK) - Häusler - Höfler - Scharfenberg - Luthardt - Morina (ab 46. Böhm).




Spielbericht Freies Wort (Sonneberg)

Verdienter Sieg der Ostthüringer Gastgeber

Der heimstarke Neuling kam gegen die insgesamt enttäuschenden Sonneberger zu einem hochverdienten Erfolg. Nachdem zu Beginn Luthardt einen von Schwesinger getretenen Eckball neben das Rudolstädter Gehäuse setzte, war es mit der Sonneberger Herrlichkeit schon vorbei. Die Einheit-Kicker übernahmen das Kommando, machten das Spiel und erarbeiteten sich eine Reihe guter Chancen. Nach glänzendem Zuspiel von Leib brauchte Schmiedehausen nur noch den Fuß hinzuhalten und aus Nahdistanz zum 1:0 (17.) einzuschieben. Der SSC verbuchte nur noch einen Scharfenberg-Freistoß, den aber Schneider im Rudolstädter Tor parierte.
Nach einigen energischen Worten in der Halbzeitpause wurde das Spiel der Gäste im zweiten Spielabschnitt besser. Doch der Neuling, der über einen sehr guten und funktionierenden Abwehrblock verfügt, ließ nur sehr wenig Möglichkeiten für den SSC zu. Dafür erspähten die Hausherren die sich bietenden Räume. Als z.B. Leib schon Torwart Bohnenstengel ausmanövriert hatte, rettete Schuster auf der Linie. Und es gab weitere Möglichkeiten für den FC Einheit.
Zehn Minuten vor dem Ende forderten die Sonneberger – Kapitän Luthardt wurde im Strafraum umgestoßen – einen Strafstoß, doch der Pfiff des Unparteiischen blieb aus. Kurze Zeit später ließ Schwesinger seinen Frust ab und sah wegen Unsportlichkeit die rote Karte. Dann scheiterte der aufgerückte Manndecker Schuster vorm Torraum an Keeper Schneider. Dies war die letzte Möglichkeit der Gäste.