12.Spieltag Thüringenliga 2001/2002
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Spielbericht von Hartmut Gerlach (Rudolstadt)
Nach vier Minuten musste man um die Rudolstädter fürchten. Zu diesem Zeitpunkt
führten die wie entfesselt beginnenden Jenenser durch Tore von Mydlo (2.) - er
war bei seinem Kopfball sträflichst ungedeckt - und Berger (4.) - nach einer
Eingabe musste er nur noch den Fuß hinhalten - mit 2:0. In beiden Fällen
schaltete die junge Mannschaft aus der Zeiss-Stadt nach Abspielfehlern der
Platzbesitzer blitzschnell um und erzielte fast im Konterstil schöne Treffer.
Doch schon 60 Sekunden nach dem Berger-Tor lag der Ball auch im Jenenser
Gehäuse. Daniel Reich hatte vom Strafraum aus mit einem Seitfallzieher
getroffen, aber das Tor fand wegen einer Abseitsstellung - sicher eine
Millimeterentscheidung - keine Anerkennung. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war
klar, dass der Aufsteiger nicht gewillt war, sich gegen die ungemein spritzigen
und technisch beschlagenen Jungen aus dem Fußball-Leistungszentrum kampflos zu
ergeben. Nach den D-Zug-Angriffen der Oberligareserve stabilisierte sich
speziell die Hintermannschaft, in der H. Jähnisch für den gesperrten Marcus
Claus - der Verteidiger erhielt zwei Tage Sperre von Spielleiter Gerald Rössel
aufgebrummt - agierte, von Minute zu Minute. Dagegen spielten sich vor dem Tor
des FC Carl Zeiss im selben Abstand dramatische Szenen ab. Reich, trotz vieler
Fehlversuche vor dem Tor von Zeiss II an diesem Tag einer der Auffälligsten,
vergab aus Nahdistanz völlig freistehend, nachdem er von Schmiedehausen
mustergültig bedient wurde (13.). Wenig später retteten die Zeissianer zweimal
auf der Linie (17.). Und wieder hatte der Zeiger nur zwei Umdrehungen gemacht,
da verzog Just knapp (19.). Dann rettete Jenas junger Keeper Unger bei einem
Leib-Freistoß (22.).
Der Tabellenzweite kam in dieser Phase kaum zum Luftholen. Erst Mydlo (26.) und
Richter (30.), die den Schneider-Kasten bedrohten, sorgten nach längerer
Enthaltsamkeit, was die Angriffswirksamkeit betraf, für etwas Entlastung. Aber
Gentner stellte das Signal für den Gastgeber sofort wieder auf Angriff. Da
störte die Kreise des Teams aus dem Heinepark auch die Großchance für Caspar,
die Schneider mit Fußabwehr entschärfte, nicht (34.). Fünf Minuten vor dem
Halbzeitsignal des überzeugenden Schiedsrichters Dirk Heiland (Gera) zeigten die
bis dato erfolglosen Versuche der Einheimischen endlich auch zahlenmäßige
Wirkung . Leib nahm einen Pass von M. Lorenz, in der fairen, temposcharfen und
insgesamt gutklassigen Partie der herausragende Akteur, kurz hinter der
Mittellinie auf, schüttelte alle Jenenser Verfolger ab, umkurvte noch Unger und
schob ein. Fast wäre Just kurz vor dem Pausentee noch der hochverdiente
Ausgleich geglückt, aber er verzog (44.).
Nach dem Wiederanpfiff setzten die Platzherren dort fort, wo sie vor dem Wechsel
aufgehört hatten. Zweimal stand Reich vor dem 2:2 (47., 51.). Noch dicker war
die Gelegenheit für Schmiedehausen (55.). Und auch Just hatte an diesem
Nachmittag vor 280 Besuchern nicht unbedingt einen Vertrag mit der Dame Fortuna
geschlossen, denn erneut retteten die Jenenser bei seiner Aktion für ihren
bereits überwundenen Keeper vor der Torlinie (58.). Doch die Rudolstädter ließen
sich nicht entmutigen. Ohne die Deckung zu entblößen, spielten sie weiter
unbeirrt nach vorn. Als Leib das Leder im Strafraum unter Bedrängnis behauptete
und für Reich auflegte, wurde der athletische Stürmer zu weit abgedrängt (69.).
Die größte Möglichkeit besaß unmittelbar darauf Andre Schmiedehausen. Er konnte
das Leder völlig frei stehend aus halblinker Position nicht im leeren Tor
unterbringen (73.). Das Trainergespann Oertel/Turtenwald versuchte alles, um
wenigstens noch einen Punkt zu retten. Er brachte mit W. Lorenz und Scheunert
weitere Offensivkräfte und beorderte auch Marco Jähnisch nach vorne. Fast wäre
dem Ex-Schwarzaer Scheunert der Ausgleich gelungen, aber sein Schuss streifte
nur das Außennetz (74.).
Schneider blieb in der zweiten Halbzeit von schwierigen Aufgaben verschont. Zwar
ruckten die flinken Angreifer der Gäste immer wieder an, zu "Riesen" kamen sie
gegen die nun sehr aufmerksam und konzentriert zu Werke gehenden
Einheit-Defensivreihe nicht. Da war Unger weitaus mehr beschäftigt. Bei ihm
konnten sich seine Teamgeführten bedanken. Im Stile eines Klassemann kratzte der
Tormann, der am Spieltag seinen 18. Geburtstag feierte, einen Kopfball von M.
Jähnisch aus dem Eck (81.).
Mit Geschick und Glück brachte der Favorit die Partie über die Zeit. Im
Einheit-Lager ließ man nach dem Schlusszeichen von Heiland natürlich die Köpfe
hängen. Da trösteten auch die Komplimente von Ralf Eismann (Nachwuchstrainer
beim FC Carl Zeiss ), Wolfgang Schakau, Vorsitzender des Jugendausschusses des
TFV und früherer Trainer bei Glaswerk Jena und in Pößneck, sowie Spieltrainer
Nico Quade - sie alle bescheinigten den Heidecksburgstädtern eine sehr gute
Leistung und sprachen unisono von einem glücklichen Gästesieg - nur wenig. Am
Ende zählt nun einmal kein Schönheitspreis. Doch auf die Vorstellung von
Rudolstadt lässt sich auch in der Zukunft bauen.
Der FC Einheit Rudolstadt spielte mit:
Schneider - M. Jähnisch - Gerlach - H.Jähnisch - Nordhauß (ab 66.
Scheunert) - M. Lorenz - Gentner (ab 81. W. Lorenz) - Leib - Just - Schmiedehausen - Reich.
Der FC Carl Zeiss Jena II spielte mit:
Unger - Schakau - Berger - Richter - Förster - Quade - Neubert - Schimmelpfennig - Schmidt - Röh
(ab 46. Franke) - Mydlo - Caspar (ab 60. Goretzky).