13.Spieltag Thüringenliga 2001/2002
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Spielbericht von Hartmut Gerlach (Rudolstadt)
Viel Zeit, sich Gedanken über seinen ersten Einsatz in der 1. Mannschaft zu
machen, hatte Sebastian Mnich nicht. Der 18-jährige A-Junior wurde erst am
Freitagabend gegen 21.00 Uhr von seinem Trainer Karl-Friedrich Heinecke nach dem
dringenden Hilferuf Norbert Oertels gebeten, doch am nächsten Morgen mit der
Landesligaelf nach Nordhausen zu fahren. Denn beim Aufsteiger fiel neben Kämpfe,
Strempel (verletzt), Claus (gesperrt) und Egerland (Urlaub) kurzfristig auch
noch Nordhauß aus beruflichen Gründen aus. Dass das Talent aus eigener
"Produktion" dann sogar noch zu einem 90-minütigen Einsatz kam, hatte er wohl
selbst nicht erwartet. Um es vorweg zu nehmen: Die Premiere des jungen Mannes
aus dem Nachwuchs fiel vielversprechend aus und weckte große Hoffnungen für die
Zukunft. Nur in der Schlussphase, als er kräftemäßig am Ende war, tauchte er
etwas unter.
Mnich hatte somit auch seinen Anteil daran, dass die Rudolstädter, die auf der
weiten Reise nach Nordthüringen von zahlreichen Fans begleitet wurden, den
ersten Auswärtssieg landeten. Der war zwar keiner mit Glanz und Gloria, doch
nach einem kampfbetonten, äußerst fairen Spiel auf ganz, ganz tiefem Boden
relativ ungefährdet und zudem äußerst wichtig.
Die ersten Akzente setzten die Gäste. Just (3.) verzog aus 16 Metern. Kurz
darauf wurde Mnich, sehr mutig agierend, abgeblockt. Im Gegenzug hatte Torwart
Tino Schneider bei einem Schuss von Dornhofer wenig Mühe. Als Leib blitzschnell
antrat und nach innen passte, fand die Eingabe keinen Verwerter (8.). 120
Sekunden später köpfte Reich, erneut mit guter Leistung, im Nachsetzen nicht
platziert genug. Mit einer Möglichkeit für Schmiedehausen (15.) endete die
schwungvolle Einheit-Anfangsviertelstunde. Erst danach orientierten sich auf die
jungen Gastgeber etwas nach vorne. Pohl verzog aus der Drehung (25.) und Elle
zwang Schneider zu einer Rettungstat der etwas schwierigeren Art (28.). Es
sollte die einzige ernsthafte Prüfung für den zuverlässigen FC-Toreverhinderer
im Spielverlauf bleiben. Danach ergriff der Gast wieder die Initiative. Als sich
Just und Schmiedehausen zum gekonnten Zusammenspiel fanden und Letzterer Leib
bediente, schaute der Mittelfeldregisseur genau, wo der gegnerische Keeper
stand. Aus gut 20 Metern schlenzte er die Kugel mit viel Übersicht und
vorzüglicher Technik in den Winkel (33.).
Der Neuling kontrollierte bis zum Pausenzeichen die Partie und gestattete den
eifrigen, aber recht harmlosen Wacker-Akteuren keine zwingende Torgelegenheit,"
riss aber selbst auch keine Bäume aus".
Auch nach dem Wiederanpfiff des souveränen Unparteiischen A. Zeng (Gotha)
änderte sich am optischen Bild wenig. Zwar hemmte die eine oder andere
Ungenauigkeit im Zuspiel den Angriffsfluss der Heidecksburgstädter und zuweilen
wollten die Rudolstädter auch ein wenig zu viel "Kunst" machen, aber die
Fehlpässe im Mittelfeld richteten, im Gegensatz zur letzten Begegnung, keinen
Schaden an. Nordhausen war im Glück, dass ein Kopfball von M. Jähnisch noch von
einem Verteidiger von der Linie geschlagen wurde. (47.). Acht Minuten später
hätte Just eigentlich die Vorentscheidung herbei führen müssen. Nach einem
Stellungsfehler in der Abwehr der Platzherren tauchte er völlig frei vor dem
FSV-Schlussmann auf, vermochte diesen aber aus sechs Metern nicht zu überwinden.
Besser machte es da drei Minuten darauf Reich. Nach einer schönen Kombination,
bei der der Ball wie am Schnürchen aus der Abwehr über die Stationen Gentner und
Leib lief, stand der torgefährlichste Rudolstädter bei Leibs Pass goldrichtig,
hielt den Fuß hin und verwandelte zum 2:0 aus Nahdistanz. Wenig später musste
der Nordhäuser Anhang, der seine Mannschaft trotz des Rückstandes lautstark
unterstützte, tief durchatmen, als ein Leib-Freistoß an die Latte donnerte
(60.). Auch beim Direktschuss des völlig freien M. Lorenz geriet Wacker nicht
weiter in Rückstand.
Es nötigt Respekt ab, dass sich Nordhausen nicht aufgab und danach mit viel
Einsatz versuchte, das Blatt noch zu wenden. Die Rudolstädter wirkten bei den
Angriffen des Ex-Oberligisten nicht unbedingt immer ganz sattelfest, doch das
Heimteam, dass sich nun in der gegnerischen Hälfte fest setzte, konnte daraus
kein Kapital schlagen. So passierte mit Ausnahmen einiger Ecken und Eingaben
eigentlich nichts Aufregendes mehr in der torgefährlichen Zone und man wurde den
Eindruck nicht los, dass die heimischen Kicker noch Stunden spielen könnten,
ohne einen Treffer zu erzielen.
Angesichts der Platzverhältnisse und der Besetzungsprobleme sollte man die in
den Schlussminuten etwas zerfahren und unkonzentriert zu Werke gehenden Akteure
des FC Einheit nicht mit allzu großer Kritik bedenken. Am Ende zählte für die
stark ersatzgeschwächte Mannschaft, in die noch Miclo, Scheunert und der leicht
grippekranke W. Lorenz kamen, ohnehin nur die drei Punkte im Kampf für den
Klassenerhalt.
Der FC Einheit Rudolstadt spielte so:
Schneider-M.Jähnisch-Gerlach-H.Jähnisch-M. Lorenz-Mnich-Gentner-Reich (ab 79.
Miclo)-Schmiedehausen (ab 85. W.Lorenz)-Leib-Just (ab 72. Scheunert).