Samstag 06.April 2002 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

Vorschau NOFV-Oberliga:
Eintracht Sondershausen - FC Carl Zeiss Jena

Eintracht empfängt Carl Zeiss

von Armin Burghardt (TA)

Sondershausen - Jena Ein Thüringen-Derby steht morgen an, aber eines David gegen Goliath. Die Rollen sind verteilt und die Beteiligten schicken sich auch drein. Einen Programm gemäßen Ausgang sichert diese Konstellation im Fußball aber noch lange nicht. Auch bei Eintracht - Zeiss kann alles Mögliche und scheinbar Unmögliche passieren.
Jenas neuer Coach Frank Eulberg charakterisiert die abstiegsbedrohten BSV-ler als typischen Vertreter aus der unteren Tabellenhälfte: "Begrenzt in ihren spielerischen Möglichkeiten lebt diese Mannschaft von der Kampfkraft und ihrer Disziplin. Ich rechne damit, dass sie gegen uns einen Abwehrriegel aufbauen wird, den es zu knacken gilt."
Sein Gegenüber Burkhard Venth kann sich in Eulbergs Lage versetzen. "Sicher wird er vor uns warnen und volle Konzentration fordern. Und sicher wird das Vorsaison-Beispiel Dynamo Dresden wieder als Argument herhalten müssen." Doch genau im langen Dresdner Schatten liegt auch Eintrachts Hoffnungsschimmer. In Jena scheint alles auf den großen Showdown gegen Dynamo fixiert. "Mit Dresden als nächstem Gegner im vielleicht über den Aufstieg vorentscheidenden Spiel im Hinterkopf werden sie uns vielleicht unterschätzen, uns kann das natürlich nur Recht sein", hofft Venth. "Jena, das ist dieses Jahr unser Dynamo", macht er den Stellenwert des Spiels für seine Truppe klar. Es ist unstrittig das Spiel der Rückrunde auf dem Göldner. Extra-Motivation erübrigt sich da. Seit Mittwoch - nach zwei trainingsfreien Tagen als Bonus für den Pflichtsieg in Zittau - ist bei Eintracht der Fokus einzig und allein auf den Sonntag fixiert. Venth will die Punkte natürlich nicht kampflos und im Geschenkkarton überreichen lassen. Er rechnet sich für seine Truppe etwas aus. "Jetzt Jena, dann zu Sachsen Leipzig, anschließend hier gegen Gotha. Aus diesen drei Spielen brauchen wir schon ein paar Punkte. Wir haben uns im Vergleich zum Vorjahr im Abwehrbereich deutlich stabilisiert. Und ich schätze Jena - vielleicht - nicht ganz so stark wie Dresden ein. Zeiss hatte viele knappe Resultate. Wenn wir ihnen auf den Füßen stehen, sollten sie nicht wie gewünscht zum Zuge kommen." Hartnäckig hat Venth deshalb seit Dienstag immer wieder das Doppeln der gegnerischen Offensivkräfte trainieren lassen.

Das Jena-Rezept des BSV heißt Igeltaktik mit Ausnahmen und kann anders auch nicht aussehen: "Wir wollen punktuell drauf gehen, die Jenaer verunsichern." Die größten Hoffnungen im Vorwärtsgang setzt der BSV-Coach aber auf Standards und Marcel Svejdik. "Marcel hat Torschützenqualitäten, die wir leider bisher einfach zu wenig genutzt haben. Jetzt war er 14 Tage lang verletzt, hat kaum trainiert, aber vielleicht platzt ja doch der Knoten." In Eintrachts Chefetage hofft man auf einen sonnigen Sonntag und eine große Fangemeinde. Burkhard Venth: "Eine richtig große Resonanz, das wäre schon etwas. Sicher hat Jena eine weit größere Zugkraft als Plauen. Wenn 2000 oder sogar 2500 Zuschauer uns anfeuern würden und dann der Funke überspringt, bringt jeder von den Jungs ganz sicher mehr als 100 Prozent. Und dann ist hier alles möglich."

Im Abstiegskampf sind (fast) alle Mittel legitim - und so kann es gut sein, dass es am Sonntag einige verwunderte Blicke bei Venths Einmarsch ins Göldnerstadion geben wird. Unter der Woche ließ er jedenfalls noch wachsen, was da im Gesicht wachsen wollte. Immer getreu dem Motto: "Wer rasiert verliert." In Sondershausen hätte man wohl nichts dagegen, wenn die Gesichtszierde des Eintracht-Trainers irgendwann einmal die der Rocker von ZZ-Top in den Schatten stellt. Jetzt sprießen die Barthaare aber erst ein paar Tage. Unter den Fans kursieren andere Ideen. Unter anderem könnte es sein, dass einige mit Extra-T-Shirts "Ostern 2002 in Zittau - Wir waren dabei" auflaufen. Die gibt´s nur in Mini-Serie. Gegen Jena könnte es zum Großauftrag ausarten. Fans sind unverbesserliche Optimisten, aber träumen muss man, bevor es vorbei ist.

 

Quelle: Thüringer Allgemeine