Samstag 2.Juni 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

 

Trainer Thomale bleibt und zwei Spieler wollen gehen

von Marco Alles (Erfurt/TA)

Fc Rot-Weiß Erfurt "Ich will mithelfen, die Karre wieder aus dem Dreck zu ziehen." Fünf Tage nach dem tränenreichen Absturz hat Hans-Ulrich Thomale seinen Kampfgeist wiedergefunden. Er einigte sich gestern mit Rot-Weiß-Präsident Michael Leitenstorfer auf eine weitere Zusammenarbeit.

Per Handschlag sagte der 56-Jährige für die anstehende Oberliga-Saison zu. "Ich fühle mich dem Verein verpflichtet", erklärte Thomale. Bei seiner Entscheidung haben sowohl die Perspektive als auch die Reaktionen der Fans zuletzt in Gera eine große Rolle gespielt. Trotz des bitteren Abstiegs hatten die Erfurter Anhänger den Coach nach dem gewonnenen Pokalfinale mit lautstarken Sprechchören gefeiert.
Dennoch stellt die Handlungsweise der Rot-Weiß-Führung eine Seltenheit im Fußball dar. Sie hielt an einem Trainer fest, der mit der Mannschaft abgestiegen war. Klubchef Leitenstorfer betonte in diesem Zusammenhang, "dass Thomale das Team nicht zusammengestellt hat". Zudem würde er wissen, woran es hapere und der Hebel anzusetzen sei. "Er genießt unser Vertrauen", meinte der Präsident.
Für den Trainer war es jedenfalls "normal", reduzierte Bezüge in Kauf zu nehmen. Ebenso wie Stürmer Ronny Hebestreit (26), der seinem Heimatklub treu bleibt, will er damit ein Zeichen setzen. In der kommenden Woche stehen Verhandlungen mit den anderen Spielern an, deren Gehälter reduziert werden sollen. Thomale hofft, "dass dennoch das Gros auch das Gerippe des Oberliga-Teams bildet".
Definitiv verlassen Petar Kushev (Paderborn) und Alexander Dürr (Augsburg) den Klub. Ent- gegen den unmissverständlichen Aussagen von Leitenstorfer deutet derzeit alles darauf hin, dass auch Clemens Fritz und Marco Engelhardt wechseln werden - zum Karlsruher SC. Dessen Geschäftsführer Wilfried de Buhr erklärte: "Wir wollen die Spieler, die Spieler wollen zu uns. Rein juristisch hat Rot-Weiß sicher Recht, dass die beiden gültige Verträge haben. Doch ich gehe davon aus, wir kommen in den nächsten acht Tagen zu einer vernünftigen Lösung - für beide Vereine und die Spieler." Was bedeutet: Die Pokerrunde ist eröffnet. Laut TA-Informationen soll der KSC bereits 2,5 Millionen "für das Paket" geboten haben. Eine Summe, die den Erfurter Präsidenten (noch) kalt lässt. "Geld ist nicht alles." Dank des weiteren TEAG-Engagements sind die finanziellen Sorgen des FC Rot-Weiß die geringsten. Der Etat für die Oberliga steht und beträgt 3,4 Millionen Mark. "Sollten wir jedoch in der Regionalliga bleiben, wäre eine Verdopplung kein Pro-blem", hat Leitenstorfer immer noch ein Fünkchen Hoffnung, dass ein krisengeschüttelter Verein keine DFB-Lizenz erhält.

 

Quelle: Thüringer Allgemeine