Donnerstag 28.Juni 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

SSC Erfurt-Nord SSV Erfurt-Nord

Der Saisonrückblick des SSV Erfurt-Nord
Sängers Credo in Stein gemeißelt

von Manfred Höhner (Erfurt / TA)

Ende gut - alles gut! Bereits vor dem letzten Spieltag hatte sich der SSV Erfurt Nord den Klassenerhalt gesichert. Als Absteiger aus der Oberliga nur der Klassenerhalt? Klingt wenig. War´s aber weiß Gott nicht.

Der Absturz aus der Oberliga bedeutete für die Männer aus der Grubenstraße vor allem personell einen radikalen Umbruch. Weitaus kleinere Brötchen zu backen hieß die Devise. Neu-Trainer Karsten Sänger stand vor der nicht leichten Aufgabe, aus dem verbliebenen Häuflein sowie den Spielern der Zweiten und den A-Junioren eine Mannschaft zu formieren, die vorderhand die Klasse halten sollte. Sängers Credo stand wie in Stein gemeißelt: "Wenn wir nach der Hinrunde (13 Punkte) nicht zu viel an Boden verloren haben, halten wir die Klasse. Da geh´ ich jede Wette ein." Der Mann behielt so was von Recht, dass man mit Fug und Recht behaupten kann: Der weiß, wovon er spricht! 25 Zähler in der Rückrunde waren ein ausreichendes Polster für den Verbleib in der Liga.

Für Sänger ging es anfangs darum, sich über die Fähigkeiten der ihm zumeist unbekannten Akteure einen Überblick zu verschaffen. Wer passt wo und zu wem am besten? Der Coach brauchte in etwa eine halbe Runde, ehe er sich auf eine Formation in den Grundzügen festgelegt hatte. Da hingen die Nordler zwar bereits erwartungsgemäß im Abstiegsstrudel. Aber nicht so tief, als dass man daran nichts mehr ändern könne. Enorm wichtig, dass sich nach einigem Hin und Her Stratege Jan Wehrmann entschloss, weiter das Trikot der Norderfurter zu tragen. Damit besaß das Team ein Herz, den Mann, der je nach Notwendigkeit hinter oder vor der Deckung die Fäden zog. Um ihn herum profilierten sich zunehmend andere Akteure. Vor dem Ruhe austrahlenden Oliver Dix besaß das Team in Daniel Vollmann und Stefan Hochmuth zwei zuverlässige Manndecker, denen auch der Zug nach vorn nicht abging. Vor allem bei Standards suchte und fand sich Passgeber Wehrmann sehr oft gefährlich mit "Köpfler" Vollmann. Für den Autor war Daniel Vollmann der Nord-Spieler der Saison.

Karsten Sänger Der mittlerweile 39-jährige Trainer des SSV Erfurt-Nord, Karsten Sänger. Das Foto stammt noch aus seiner aktiven Zeit beim FC Rot-Weiß Erfurt.

Foto: Homepage FC Rot-Weiß Erfurt

Ein Wort zu Stefan Hochmuth. Er wechselt zusammen mit der defensiven Mittelfeldzentrale Christian Ertmer, der zur Rückrunde vom FC Rot-Weiß II kam, zum Neu-Oberligisten Wacker Gotha. Für mich ein Jahr zu früh. Denn der Blondschopf ist auf einem guten Weg, aber noch keineswegs ausgereift. Ob ihm Gotha schon jetzt gut bekommt? Ich habe da meine Zweifel.

Den größten Nachholbedarf besitzt der Abschluss-Dreizehnte der Landesliga (38 Punkte, 44:48-Tore) in der mittleren Zone. Hier klafft noch zu oft ein Loch. Vor allem auf den Außenbahnen mangelte es an Variantenreichtum. Durchbrüche bis auf die Grundlinie, denen präzise Flanken folgten, konnte man an einer Hand abzählen. Kapitän Nico Heinrich, eher ein zentraler Defensivmann, musste als Linksbeiner die linke Bahn beackern. Mit dieser von ihm ungeliebten Position musste er sich erst abfinden. Über rechts blieb es bei Ansätzen.
Zur Rückrunde kam noch einmal wichtige Blutauffrischung in die Grubenstraße. Neben dem routinierten Ertmer stießen die ebenso vom Klub ausgeliehenen Youngster Marko Eck (offensives Mittelfeld) und Steve Voigt (Angriff, aber oft verletzt) hinzu. Vor allem von Eck, wenn er denn bleiben kann, dürfte als Mann hinter den Spitzen noch einiges zu erwarten sein. Steigerungen erwartet Sänger auch von Hannes Kinne. Da darf der Coach aber nur bei guter Hoffnung sein, wenn das Talent endlich Fußball mit der notwendigen Ernsthaftigkeit betreibt.
Das Angriffsduo bildeten zumeist Marc Janke und Rocco Lux. Obwohl Janke infolge seines Dienstes beim Bund oftmals nicht trainieren konnte, war er mit 15 Treffern der gefährlichste Stürmer der Erfurter auf Rang drei in der Landesliga.
Den wohl größten und auch irgendwie unerwartetsten Sprung nach vorn hat Rocco Lux gemacht. Nicht so spektakulär wie beispielsweise Janke ist er ein unermüdliches Bindeglied zwischen Mittelfeld und Spitze. Zudem verfügt er über ein gerüttelt Maß an Spielwitz. Auch Lux hat wie Janke und Eck hoffnungsvolle Reserven. Die Saison 2000/01, die des Überlebens, ist Geschichte. Wie das Team auch immer ergänzt wird, in der Folgesaison sollte der Abstiegskampf nicht mehr zum Alltagsvokabular an der Grubenstraße gehören. Dafür steht Trainer Karsten Sänger, der dem Team seine Handschrift verpasst hat. Genau da nämlich trennt sich auch in der Trainergilde die Spreu vom Weizen.

Homepage SSV Erfurt-Nord

 

Quelle: Thüringer Allgemeine