von Thomas Czekalla (Erfurt / TLZ)
Die Pressemitteilung, die gestern in die Thüringer
Redaktionsstuben "flatterte", war mit acht Zeilen knapp gehalten.
Doch der Inhalt hatte es durchaus in sich: "Der FC Rot-Weiß Erfurt
und sein Manager Heinz-Joachim Jungnickel beenden mit sofortiger
Wirkung die Zusammenarbeit", hieß es in dem von Präsident Michael
Leitenstorfer unterschriebenen Papier.
"Bei mir ruft diese Entscheidung momentan nur ein Kopfschütteln
hervor", reagierte Lothar Kaiser, Vorsitzender des Ältesten- und
Ehrenrates des FC Rot-Weiß, erstaunt auf den Entschluss des
Präsidiums, von dem Kaiser nun eine offizielle Erklärung erwartet.
Auch für Aufsichtsratschef Michael Panse (CDU) kommt "zum jetzigen
Zeitpunkt die Handlungsnotwendigkeit, sich vom Manager zu trennen,
überraschend".
Zwar wurde der Aufsichtsratschef noch am Montag Abend von
Leitenstorfer informiert, dennoch begreift er die Entscheidung
nicht. Am 20. Juni will der Landtags-Politiker den Aufsichtsrat zu
einer außerordentlichen Sitzung einberufen. "Wir möchten dann vom
Präsidium genau wissen, welche finanziellen Auswirkungen Jungnickels
Beurlaubung auf den Verein haben", so Panse.
Jungnickel hat beim FC Rot-Weiß noch einen Vertrag bis zum 30. Juni
2003. Bis dahin, so soll ihm Michael Leitenstorfer zugesichert
haben, wird der FC Rot-Weiß seinen finanziellen Verpflichtungen ihm
gegenüber nachkommen. Nach den Worten von Panse müsste der Verein
mit einer sechsstelligen Summe bis 30. Juni 2003 für Jungnickel tief
in die Tasche greifen.
Leitenstorfer selbst begründet die Entscheidung damit, dass man
jetzt die Weichen für den Aufstieg in die 2. Bundesliga stellen
wolle. Ein Nachfolger, der die Tätigkeit künftig auf ehrenamtlicher
Basis ausführen soll, wird in der nächsten Woche bekannt gegeben.
Bereits seit längerem kursiert in Erfurt das Gerücht, es könne sich
dabei um den früheren RWE-Manager Siegmar Menz handeln. "Wenn das
passieren sollte", so Panse, "dann werden sich einige unserer
Aufsichtsratsmitglieder ernsthaft überlegen, ob sie für den Verein
weiter ehrenamtlich arbeiten werden."
Insider haben zwischen Leitenstorfer und Jungnickel schon längere
Zeit ein gespanntes Verhältnis beobachtet - spätestens seit dem
Zeitpunkt, als sich der Manager vehement für einen neuen Vertrag mit
Trainer Jens Große eingesetzt hatte.
Heinz-Joachim Jungnickel ist nach den früheren Trainern Jürgen Raab,
Frank Engel und Uli Thomale bereits der vierte Rot-Weiß-Angestellte,
der unter Michael Leitenstorfer seit dem Jahre 2000 am Steigerwald
vorzeitig seinen Hut nehmen musste.
Homepage des FC Rot-Weiß Erfurt
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