Freitag 12. Juli 2002 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

Unstrut-Hainich-Kreis

Alle Jahre wieder Wechselgesänge

Betrachtungen von Wolfgang Marr (Mühlhausen / TA )

Ali Neneu
Mühlhausen. Zählen Werte überhaupt noch - und wenn ja, welche sind höherwertig, ideelle oder materielle Werte. Was auf den ersten Blick allgemein und wohl auch banal klingt, mutiert im Fußballgeschäft dieser Tage zu einer Krake, die vieles bisher Erlebte in den Schatten stellt. Neueste Nachrichten aus dem Unstrut-Hainich-Kreis belegen dies.

Foto: (TL-Team) Kehrt dem SSV 07 Schlotheim den Rücken: Ali Neneu (li./Schlotheim).

Es war ein Handschlaggeschäft, das am Abend des 14. Juni 2002 auf dem Areal vor dem Clubraum im Stadion an der Aue in Mühlhausen vollzogen wurde. Ein Mann - ein Wort, fabulierte der eine. Natürlich ein Mann - ein Wort, konterte der andere. Damit wurde ein weiteres Jahr der Zugehörigkeit eines Landesliga-Kickers beim FC Union besiegelt. Im Beisein von Zeugen: Schatzmeister Michael Meyer und Nachwuchskoordinator Ronald Hentschel. Der andere, der damit seinen Willen dokumentiert hatte, brach ihn - im Gegensatz zu Vorgängen in der Bundesliga.
Am 30. Juni, also unmittelbar vor einem vom Fußballverband gesetzten Termin schickte Tino Adamciak ein Fax an die Union-Geschäftsstelle, worin er kurz und bündig seine Abmeldung mitteilte und verschwand erst einmal in den verdienten Urlaub, ohne dass eine Nachfrage fristgerecht möglich wurde. Nicht nur deshalb ist man in der Leitung des FC Union Mühlhausen tief enttäuscht vom Verhalten des Spielers Adamciak. Trainer Bernd Nemetschek erinnert daran, dass Tino schon eine Woche zuvor erklärt habe, nach dem Klassenerhalt in der Landesliga bleibe auch er in Mühlhausen. Nemetschek erinnert auch daran, dass man sich, und speziell er, seit 1997 nicht so viel um einen anderen Spieler bemüht habe, wie um Adamciak. Menschlich, weil da auch Tiefen durchschritten wurden. Er ist sich aber auch sicher, dass Adamciak ein großes Talent besitzt, dass Union einiges auch im außersportlichen Bereich für ihn zu tun gewillt war. Richtig ist auch, dass es im Juni, so hat Schlotheims Trainer Harald Fritz öffentlich bekannt, unverbindliche Gespräche seitens des SSV mit Adamciak gegeben habe. Nochmals betont unverbindlich. Weil in der Region seit Jahren ein ungeschriebenes Gesetz gilt, dass der eine dem anderen nicht ins Handwerk fuscht, schon gar nicht in gleicher Klasse. Jedenfalls betonen dies ausnahmslos alle Vereinsvertreter stets auf Neue in Gesprächen mit dieser Zeitung. Der SSV hat Schlotheim vollkommen richtig gehandelt, so sagen es alle Beteiligten, als er den Junior Thomas Gröger bewog, seine Töppen seit 1. Juli in Schlotheim zu schnüren. Weil es eine einmalige Chance sei, sich höherklassig zu profilieren. Der FSV Behringen, sozusagen Grögers Talentevater, hat das durch seinen Vorstand ideell und finanziell akzeptiert. Da bleiben keine Narben.

Wenn im folgenden anderswo eine Wunde gerissen wurde, so ist sie inzwischen vernarbt. Denn auch Georg Hurt, Abteilungsleiter Fußball in Altengottern, war im ersten Moment menschlich enttäuscht, als Ronny Hesse seinen Weggang zum FC Union Mühlhausen verkündet hatte. Sein Wehklagen war von kurzer Dauer. Es fand ein längeres freundschaftliches Gespräch zwischen Nemetschek und Hurt statt. Hurt hat akzeptiert, dass der Wechsel für Hesse in die Landesliga eine einmalige Chance bedeute, weiter oben sich anzubieten. Nemetschek hat mit dem Segen seines Vorsitzenden Klaus Itau die finanziellen Forderungen des SV Altengottern auf der Grundlage der neuen Ordnung des Thüringer Fußball-Verbandes anerkannt. Es existiert nicht nur dieses positive Beispiel: Auch die Bezirksligisten SC Großengottern und Preußen Bad Langensalza haben für die Zugänge, der erstere für Sellmann (Bickenriede) und der zweite für Steinmetz (Kirchheiligen), die landesweit verbindlichen Basisbeträge plus der hinzurechnenden Faktoren gegenüber den Fordernden akzeptiert.
Nur mitunter verhallen Forderungen auch im Vakuum. Denn nach dem Abgang von Ali Neneu in Schlotheim wollen den weder der FC Union Mühlhausen noch der SV Langula definitiv haben. Beide Vereine haben dies nachdrücklich gegenüber dieser Zeitung angemerkt. Bei Mühlhausen ist es mindestens eine Frage der Ehre, nicht in der eigenen Region zu wildern, so Nemetschek. Bei Langula ist es eine Frage der Finanzen, die nicht in jener immensen Höhe des Ablösebetrages vorhanden sind, so Eckhard Jungermann.
Zwei Männer - ein Wort. Nemetschek und Jungermann haben sich nach kleineren Dissonanzen gestern Nachmittag an einen Tisch gesetzt. Es geht mindestens um den Spieler Leonhardt. Der zeitweilig auch als Trainer wirkende Kicker wechselt in die Voigteier Bezirksligaelf - nach Zahlung einer höheren dreistelligen Ablösesumme. Das war ein Wunsch des Langulaer Neu-Trainers Peter Schubert. Andere, im Falle Ilgmann und Schulz vom FC Union, stehen nicht mehr zur Disposition. Was bleibt, ist die spannende Frage: Was wird mit Adamciak? Und somit eine teilweise Antwort darauf, wie man über Werte in Zukunft zu denken hat.

Homepage des FC Union Mühlhausen

Homepage des SC 1918 Großengottern

 

Quelle: Thüringer Allgemeine