Dienstag 25.September 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

Regionalliga: FC Rot-Weiß Erfurt Rot-Weiß Erfurt

FC Rot-Weiß wehrt sich
Nachtrag zu den Ausschreitungen im Spiel gegen Fulda

von Marco Alles (TA)

Erfurt "Die Polizei hat komplett versagt", schüttelte Michael Leitenstorfer den Kopf. Gestern schaute er sich die gewalttätigen Ausein- andersetzungen im Anschluss an das Fulda-Spiel per Video an. Unmissverständlich meinte der Rot-Weiß-Präsident: "Wir werden uns und unseren Fans auf keinen Fall den Schwarzen Peter zuschieben lassen." Auf dem Video sei erkennbar, "dass nichts passiert wäre, wenn der Rottweiler nicht zugebissen hätte".

Der Polizeihund hatte den am Boden liegenden Eisenacher Jens K. (31) angegriffen und sich derart in dessen Arm verbissen, dass mehrere Personen ihn nicht losreißen konnten. Erst nach diesem Vorfall sei die Situation eskaliert. "Hätte man uns mit der Mannschaft kurz feiern lassen, wäre alles reibungslos verlaufen", ist sich Rot-Weiß-Fanbetreuer Danilo Knieling sicher. Polizei-Einsatzleiter Günther Voß erklärte dagegen, dass Erfurter Fans einen gerade verhafteten Kameraden mit Gewalt aus dem Polizeigewahrsam befreien wollten und sich nur daraus die Schlägerei entwickelt hätte. Vorwürfe von Fuldaer Seite, dass Erfurter Spieler die Fans im Kampf mit den Sicherheitskräften ermutigt hätten oder kein Vereins-Funktionär beschwichtigend eingewirkt hätte, weist Klubchef Leitenstorfer von sich: "Das ist Schmarrn und soll nur von dem Fehlverhalten der Polizei ablenken." Er selbst sei unmittelbar auf dem Platz dabei gewesen, habe versucht, für Ruhe zu sorgen. Die Forderung der Osthessen nach Schadenersatz für die zu Bruch gegangenen Banden bezeichnet Leitenstorfer als "starkes Stück". Das Stadion in der Johannisaue sei weder Regionalliga-tauglich noch würden ein Meter hohe Banden eine Umzäunung darstellen. Und Fanbetreuer Knieling fragt sich: ""Warum wurden bei den Offenbachern keine Polizeihunde eingesetzt?" Schon einmal erwiesen sich in dieser Saison die Barrieren in Fulda als unzureichende Begrenzung. Am 25. August, nach dem 1:0-Sieg, hatten Offenbachs Fans ihre Mannschaft auch auf dem Platz gefeiert. . .

Den größten Schaden trug am Samstag der Eisenacher Jens K. davon - seit 1978 Rot-Weiß-Fan. Er wurde in einer Klinik in Frankfurt operiert. Noch ist jedoch unklar, ob der angehende Koch seine Hand jemals wieder bewegen kann. Das Fanprojekt, das in engem Kontakt mit der Mutter des Geschädigten steht, bereitet bereits eine Spendenaktion vor. Knieling: "Wir werden außerdem Anzeige erstatten." Sportlich geht es am Samstag, 14 Uhr, mit einem Knüller weiter: Der FC Rot-Weiß empfängt Favorit Offenbach und will den fünften Sieg in Folge einfahren.

 

Quelle: Thüringer Allgemeine