Miuttwoch 3.Oktober 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

Von der Mitgliederversammlung des FC Carl Zeiss Jena

Geld fehlt beim FC Carl Zeiss an allen Ecken und Enden

von Tino Zippel (Jena / OTZ)

FC Carl Zeiss Jena Ein starker Kontrast überschattete gestern Abend die Mitgliederversammlung des FC Carl Zeiss Jena. Der Verein steht sportlich in der Oberliga mit weißer Weste da, aber das Geld fehlt.

"Die Saison ist finanziell gesehen die Brutalste, die wir je erlebt haben", stellte Schatzmeister Dirk Saeltzer fest. Aufsichtsratsvorsitzender Till Noack, der gleichzeitig Geschäftsführer des Hauptsponsors Stadtwerke Jena-Pößneck ist, belegte die Aussage mit Zahlen. So fehlen derzeit 1,6 Millionen Mark in der Kasse des Vereins.
Noch nicht eingetroffen ist ein Zuschuss von der Sportwelt in Höhe von 500 000 DM. Der Sportwelt-Geschäftsführer Dr. Heinrich Brands ließ in einem Grußwort übermitteln, dass seine Firma weiterhin hinter dem Jenaer Club steht. Gemeinsam wolle man den eingeschlagenen erfolgreichen Weg weiter verfolgen. Da ein Trend zur Eigenfinanzierung erkennbar sei, bekomme der FC diese Saison die versprochenen 500 000 DM. Mit weiteren 200 000 DM rechnet der Verein durch höhere Zuschauerzahlen wegen der Erfolge in den vergangenen Wochen. "Selbst wenn wir es schaffen, 100 Fans zum Betrag von 1903 Mark auf Lebenszeit zu gewinnen, bleibt ein Defizit von rund 700 000 Mark", rechnet Noack vor. Dazu kommt, dass im Etat mehr Geld von der FC-Carl-Zeiss-Sportwerbe-Gesellschaft eingeplant ist, als diese bisher von Sponsoren bekommen hat. Momentan beträgt das Defizit an dieser Stelle noch einmal 900 000 Mark. Spätestens nach diesen Zahlen hatten alle anwesenden Mitglieder Sorgenfalten auf der Stirn. Ratlosigkeit herrscht, woher der Geldbatzen kommen soll. "So sehr ich allen Kleinsponsoren dankbar bin, brauchen wir jetzt große Geldgeber", erkannte der Altrepräsentative Gerd Brunner. Er offenbarte angesichts der Misere, Schwierigkeiten zu haben, das Präsidium und den Aufsichtsrat vor der Neuwahl zu entlasten. Die Entscheidung fiel knapp aus: Mit 104 zu 75 Stimmen entlasteten die Anwesenden die Gremien.

Der Präsident Dr. Ralf Schmidt-Röh nannte einige Ansätze, mehr Geld einzunehmen. Zum einen wurde gestern beschlossen, den monatlichen Mitgliedsbeitrag von 10 auf 30 Mark für aktive Mitglieder über 18 Jahren anzuheben. Einen Antrag auf Erhöhung auch für passive Mitglieder wurde nach Protesten zurück gezogen. Falls die Situation sich verschlechert, soll jedes volljährige Mitglied einen Notgroschen von 100 Mark entrichten. Mit dem Geld sollen die laufenden Ausgaben beglichen werden. Als Beispiel führte der Präsident die Spendenaktion an, mit der Magdeburg im Sommer den Etat für die dritte Liga deckte.
Minister Dr. Frank-Michael Pietzsch nahm die Hoffnung auf eine Geldspritze von 500 000 Mark wie beim FC Rot-Weiß Erfurt. "Ich werde Wege suche, dass der Traditionsverein nicht von der Bildfläche verschwindet", versprach das alte und neue Aufsichtsratsmitglied aus der Landesregierung.

 

Ostthüringer Zeitung