Dienstag 30.Oktober 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung


Interview mit Albert Krebs (Ex-Trainer SV AR)

von Michael Keller (Arnstadt)

Völlig überraschend gab der Trainer der ersten Mannschaft des SV Arnstadt Rudisleben, Albert Krebs, am vergangenen Wochenende seinen Wechsel zum FC Rot Weiß Erfurt bekannt, wo er die Nachfolge von Kimme Heun als Trainer der Zweiten antritt. Als sein Nachfolger wird Joachim Teich, ebenfalls ein Ex-Rot Weißer und derzeit Trainer in Ichtershausen, gehandelt. TA sprach mit dem 50-jährigen Immobilienvermittler, der bereits heute als Spielerbeobachter in Hoffenheim den nächsten Gegner der Erfurter, die Bayern-Bubis, unter die Lupe nimmt, über die Gründe seines Wechsels.
Albert Krebs
Trainer Albert Krebs
Herr Krebs, Ihr Abgang hat doch für großes Erstaunen gesorgt. Wie kam es dazu?
Vor Wochen schon wurde vom FC Rot Weiß Erfurt angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Clubreserve zu trainieren, da sich Jürgen Heun künftig nur noch dem Regionalligateam widmen soll, weil die Doppelbelastung für ihn zu hoch geworden ist.
War das allein der Grund oder ist an den Gerüchten etwas dran, dass Sie wegen Differenzen mit der Vereinsführung das Handtuch werfen?
Ich möchte nach mehr als sieben Jahren in Rudisleben keine schmutzige Wäsche waschen.
Also gibt es keine Querelen beim SV AR . . .
Querelen ist falsch, sagen wir, es wird sich zuwenig gekümmert.
In welcher Hinsicht wird sich zu wenig gekümmert?
Als wir zum Beispiel im Sommer nach dem Training duschen wollten, war das Wasser abgestellt. Die Mannschaft ist verschwitzt nach Hause gefahren, um sich zu waschen. Ein anderes Mal waren die Tore abgeschlossen oder der Platz bereits belegt, obwohl für uns Training auf dem Plan stand. Keiner wusste was, keinen hat es interessiert. Deswegen wollte ich vor Wochen schon einmal aufhören. Ich habe beim Vorsitzenden Bodo Stelzner auf den Tisch gehauen, dann ging es wieder Mal eine Weile.
Will heißen, in der Organisation beim SV AR krankt es?
Genau und zwar gewaltig.
Man sagt auch, es gibt finanzielle Probleme . . .
Auch das stimmt, es gibt momentan ein Paar Schwierigkeiten finanzieller Art. Zum Beispiel hat die Firma Arcus Concept, bei der ich arbeite, das finanzielle Engagement beim SV AR etwas zurückgefahren, wodurch ein Loch in der Vereinskasse entstand. Wie groß das ist, kann ich allerdings nicht sagen.
Muss man nun befürchten, dass beim SV AR aus Geldmangel die Lichter ausgehen?
Das weiß ich nicht.
Aber es sind zumindest gute Gründe, eher über eine sportliche Zukunft in Erfurt als in Arnstadt nachzudenken . . .
So ist es.
Hat das alles vielleicht auch mit dazu beigetragen, dass möglicher Weise bei einigen Spielern nicht mehr die rechte Motivation erkennbar war, denn in den letzten Spielen hat die Elf ja keine Bäume ausgerissen?
Das glaube ich nicht, doch das könnte noch kommen. Aber bislang ist davon nichts zu spüren, alle sind willig, ziehen mit und mühen sich.
Was sich aber im Tabellenplatz nicht gerade ausdrückt . . .
Unser Manko ist, dass wir keine Tore schießen und mit dem Spiel nach vorn Probleme haben. Hinten stehen wir gut, es trifft bloß keiner den Kasten.
Wo liegen die Ursachen, kann man mit dieser Mannschaft vielleicht keinen gescheiten Fußball spielen ?
Den Abgang von Routiniers wie Fuhrmann, Köcher oder Bühner verkraftet man nicht so einfach. Wir haben nun 17 Mann im Kader, davon ist Schröder seit einem halben Jahr verletzt, Lippert hat noch kein Spiel absolviert, haben wir junge Leute dazu bekommen, die noch nicht genügend Erfahrung besitzen. Und die kriegt man auch nicht von heute auf morgen. Uns fehlen ein paar Leitwölfe. Dazu kommt auch noch, dass eben gerade erfahrene Spieler wie Rosenkranz wegen einer Allergie oder Heinemann aus beruflichen Gründen zurzeit ausfallen.
Hätte sich die Mannschaft deswegen nicht noch verstärken müssen?
Erst mal können. Mehr ist mit dem Team einfach nicht drin. Mit dem, was wir haben, müssen wir versuchen, die Klasse zu halten. Alles andere ist blanke Utopie. Das habe ich von Anfang an gesagt.
Da kam ein Wanderer des Wegs und sagte Gerade in solch einer kritischen Situation wirft nun der Krebs das Handtuch. Das sieht nach Fahnenflucht aus . . .
Keinesfalls. Ich habe der Mannschaft deutlich gemacht, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat und es Licht am Ende des Tunnels gibt, auch wenn über kurz oder lang das Geld ausgehen wird. Mit den Zahlungen an die Mannschaft ist man jetzt schon im Rückstand. Es fließen immer nur sporadisch ein Paar Mark. Mein Befürchten ist, dass sich das doch irgendwie auf die Mannschaft auswirken wird.
Wie fällt Ihr Rückblick auf über sieben Jahre SV AR aus?
Es war am Anfang eine schwierige Zeit, zwischendrin haben wir gute Ergebnisse hinbekommen und auch Mal ein Paar Sorgen gehabt. Aber wir waren immer in der gesicherten Mittelfeld zu finden. Es war alles in allem eine gute Zeit.
Was muss sich beim Verein aus Ihrer Sicht ändern?
Es muss mehr Interesse seitens der Verantwortlichen da sein. Es gibt rührige Leute, aber die können nichts entscheiden. Die, die es könnten, sieht man seit einem Jahr hier nicht mehr oder ganz selten. Selbst, als es um Spielerverträge ging, hieß es Keine Zeit. Oder: Im Sommer hat man den Rasenplatz für viel Geld herrichten lassen und dann versäumt, ihn zu bewässern. Irgendwann war er kitzegrau und verbrannt. Wir haben hier einfach keinen, der sich richtig kümmert und der Trainer kann sowas nicht auch noch nebenbei mit erledigen. Diese Sorgen habe ich künftig bei RWE jedenfalls nicht.
Wer wird die Mannschaft ab dem 1. November trainieren?
Keine Ahnung.

Das Gepräch führte Michael Keller (Thüringer Allgemeine)