Mittwoch 21.Februar 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

Vor dem Rückrundenstart der Regionalliga-Süd -
Ulrich Thomale: "Die Mischung macht's!"

von Uwe Schimunek (mdr-online)

Ulrich Thomale Der FC Rot-Weiß Erfurt war zu Saisonbeginn die Überraschungsmannschaft der Regionalliga Süd. Die ersten Spieltage konnte der FC mit einer jungen Truppe mit vielen "Eigengewächsen" ganz oben mitspielen. Dann kam der Einbruch. Trainer Frank Engel musste gehen, Hans Ulrich Thomale kam. Inzwischen konnten sich die Erfurter wieder ins Mittelfeld der Tabelle kämpfen.

Hans Ulrich Thomale im Interview mit MDR-ONLINE
über den Neuen, die Verletzungs-Probleme im Team und über die Ziele in der Rückrunde...

MDR-ONLINE: Am Wochenende geht´s wieder um Punkte, wie lief die Vorbereitung?
Ulrich Thomale: Na gut, Kriterium der Wahrheit sind die Spiele. Man kann viel gemacht haben, und es sieht trotzdem schlecht aus. Man kann wenig gemacht haben und doch gewinnen. Wir können zumindest mit Selbstvertrauen in die Spiele gehen, weil wir fleißig gearbeitet haben. Wir haben aber auch viele Probleme gehabt und haben sie noch. Spieler fallen aus, die im letzten Jahr Stammspieler waren. Da erhoffe ich mir, dass andere in die Bresche springen. Wir wollen nicht jammern, sondern die restlichen 14 Spiele optimistisch angehen, um den Erfurter Fußball weiter in der dritten Liga präsent zu haben. Man sollte aber nicht verkennen, dass wir von den Abstiegsplätzen nicht so weit entfernt sind. Lange Rede kurzer Sinn, wir müssen aus jedem Spiel eine optimale Punktausbeute holen.
MDR-ONLINE: Mal konkret, Marco Engelhardt fällt zum Beispiel wegen einer gebrochenen Hand aus ...
Ulrich Thomale: Marco Engelhardt ist im Moment wieder mit dabei. Er hat vier Wochen pausiert und seine Hand geschont. Er darf jetzt aber wieder mittrainieren. Inwieweit das am Wochenende schon reicht, muss man sehen. Er hat ja keine Spiele gemacht. Definitiv fehlen werden aber Jens Große mit seinem Kreuzbandriss, Heiko Cramer und Tobias Friedrich. Das sind drei ganz wichtige Spieler. Aber da müssen andere die Lücke eben schließen.
MDR-ONLINE: Im Gegenzug ist ein Spieler dazugekommen - Peter Kushev als Libero. Wie hat er sich in der Vorbereitung eingefügt?
Ulrich Thomale: Das werden wir erst in den Meisterschaftsspielen sehen, bislang waren die Leistungen noch durchwachsen. Aber er ist auf jeden Fall ein erfahrener Spieler, der uns mit seiner Übersicht und seiner Technik helfen kann. Allerdings ist er nicht der Schnellste. Ich glaube aber, er wird uns weiterbringen.
MDR-ONLINE: Bahnt sich mit der Verpflichtung von Peter Kushev ein Philosophie-Wechsel bei Rot-Weiß Erfurt an? Wird künftig eher auf erfahrene Leute gesetzt, als die eigenen jungen Leute?
Ulrich Thomale: Nein, überhaupt nicht. Ich könnte ja sogar sarkastisch sagen, dass Peter Kushev unsere Truppe verjüngt. Er ist 30 und Jens Große 34. Aber im Ernst, nur mit Youngsters wird amn nie etwas erreichen. Man braucht eine gute Mischung zwischen jung und alt. Gerade auf so einer wichtigen Position, wie der des Liberos, sollte man nicht ständig gezwungen sein zu experimentieren. Norman Loose, der ja auch Libero gespielt hat, ist ein sehr introvertierter Typ. Er macht im Moment auf der Manndecker-Position eine sehr gute Figur. Damit will ich sagen, dass er dort erstmal seinen Stammplatz hat.
MDR-ONLINE: Bei jungen Spieler besteht natürlich auch die Gefahr, dass sie eine gute Saison spielen und weggekauft werden. Engelhardt und Fritz sollen gerade vom KSC umworben werden. Wie groß ist die Gefahr, dass Rot-Weiß nach der Saison ausblutet?
Ulrich Thomale: Die Großen fressen halt die Kleinen. Damit müssen wir leben. Dabei geht es ja nicht nur um die beiden. Norman Loose ist ja auch erst 20, Christian Müller ist 18. Das sind alles wichtige Leute. Man wird diese Leute auf die Dauer nicht halten können. Die Jungs werden ständig damit konfrontiert, dass sie woanders für viel mehr Geld spielen könnten. Da kann man das einem jungen Mann auch nicht verdenken, wenn er wechseln will. Die Verträge laufen sowieso irgendwann aus, dann kriegt man nichts mehr für die Spieler. Also muss man auch von daher darüber nachdenken. Dieses Ideal, mit einheimischen jungen Spielern über eine längere Distanz wirklich Großes zu erreichen, ist nicht möglich - leider.
MDR-ONLINE: Auf der anderen Seite hat man Sie ja sicherlich verpflichtet, weil man in Erfurt mittelfristig, oder auch etwas schneller in die zweite Liga will ...
Ulrich Thomale: Ja gut, aber davon sind wir im Moment doch meilenweit entfernt. Sowohl, was die Tabelle anbelangt, als auch von bestimmten anderen Voraussetzungen. Ohne größeres Zutun von Außen lassen sich solche Ziele ganz, ganz schwer erreichen. Sie kennen doch die Struktur unserer Mannschaft. Wir bräuchten ein zweitligataugliches Gerüst in der Mannschaft. Davon sind wir ein ganzes Stück entfernt. Die jungen entwicklungsfähigen Leute haben wir sicher. Aber da werden wir sicher aus den Gründen, über die wir gerade gesprochen haben, in den nächsten Jahren einiges umbauen müssen.
MDR-ONLINE: Welchen Platz erreicht Rot-Weiß in dieser Saison?
Ulrich Thomale: Ich gebe da keine Prognose ab. Wir haben 14 Spiele. In jedem werden drei Punkte vergeben, und um die werden wir kämpfen. Ich rechne da nicht. Man kann einen starken Gegner auf dem falschen Fuß erwischen und gewinnen. Es gibt auch Mannschaften, die mal über sich hinauswachsen, da verliert man dann. In jedem Spiel wird um die drei Punkte gekämpft, das ist mein Credo.
MDR-ONLINE: Um Sie doch mal festzulegen, die Klasse werden Sie doch halten?
Ulrich Thomale: Sie bekommen von mir keine Prophezeiungen. Ich bin davon überzeugt, dass wir das Potenzial haben, die Klasse zu halten und keine Probleme kriegen. Aber ich werde ihnen nicht sagen, wir werden Erster oder Siebter oder so was. Wir haben die letzten beiden Spiele gewonnen. Wären diese Punkte nicht da, wären wir dick auf einem Abstiegsplatz. Und auch jetzt ist der Viertletzte nur drei Punkte von uns weg. Natürlich wollen wir einen guten Platz erreichen. Aber man darf nicht verkennen, dass nach unten Gefahr droht.

 

Quelle: mdr-online