Dienstag 26.März 2002 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

 

Querdenken nach Spielausfällen

von Wolfgang Marr (TA)

Mühlhausen. Mitunter spricht man gern von ollen Kamellen, anders sogar von Ur-Altgeschichten. Gewiss, der Schnee von vorgestern ist angesichts des bevorstehenden Osterspazierganges nicht mehr der Rede wert. Oder doch?
Denn es sind zu viele Fußballspiele den Wetterkapriolen zum Opfer gefallen. Doch ein Kunstrasenplatz stellt heute keinen Luxus dar, wer anders argumentiert, schaut sicher auf das Geld. Aber blickt er in die Zukunft?
Oder anders gefragt, wer hat 1989/90 und unmittelbar nach der deutschen Einheit gewagt, davon zu träumen, dass Sporthallen gleich reihenweise gebaut werden. In Schlotheim, in Mühlhausen, in Bad Langensalza, in Görmar, in Bad Tennstedt und anderswo. Nicht einmal ein Jahrzehnt hat das gedauert.
Nicht nur bei der jeweiligen Übergabe, auch später, unter den Bedingungen konkreter Nutzung, wurde die Floskel von der Investition in die Zukunft bemüht. Die Sache hat sich aber wirklich gelohnt. Junge Leute, egal welchen Alters und Geschlechts, sie hatten plötzlich eine sinnvolle Betätigung in der Freizeit.
Genau darum geht es mir. Kritiker werden einwenden, was sollen Kunstrasenplätze bringen, wenn sie doch nur einer Monokultur, dem Fußballspielen, dienen. Weit gefehlt. Auch Hockeyspieler weichen gern auf solches Terrain aus. Handballer in Übergangsjahreszeiten ebenso. Und auch ein Satz wider die oft gezogene Karte, wenn der Topf aber nun ein Loch hat und die Kommunen somit kein Geld haben, ist ein nur teilweise stichhaltiges Argument. Denken wir wirklich kleinkariert nur an heute und nicht an morgen oder übermorgen?

Schauen wir wirklich nur auf uns selbst? In den Nachbarkreisen Eichsfeld, Kyffhäuser, Gotha und dem Wartburgkreis gibt es jeweils zwei (mir bekannte) Kunstrasenplätze, vielleicht zwischenzeitlich noch mehr.
Hier im Unstrut-Hainich-Kreis nicht einen. Warum? Wie wär´s damit in Schlotheim - der Sportstadt in der Region schlechthin, als Vervollkommnung des NSC. Pardon, Bad Langensalza verdient den Ruf einer Sport- metropole ebenso. Aber das i-Tüpfelchen könnte noch sein.
In Leipzig wird ein Sportforum (weiter)gebaut. Man will Ort der Fußball-WM 2006 werden. Vordenken bedeutet auch irgendwie Querdenken - ohne Luxus, ohne Profitieren von Verbindungen. Womit wir nicht in, aber bei Pisa gelandet wären. Es geht um größere Entwicklungschancen.

 

Quelle: Thüringer Allgemeine