Freitag 4.Mai 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

SV Wacker 07 Gotha 

Mit dem Trabi geht´s rauf

von Thomas Czekalla (Gotha/ TLZ)

Sv Wacker 07 Gotha Gothas Sportdirektor Klaus-Peter Blaß hat seit Tagen einen 60seitigen Forderungskatalog des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) auf seinem Tisch, der im Hinblick auf den Aufstieg in die Oberliga Punkt für Punkt abzuarbeiten ist. Keine leichte Sache. In der Thüringenliga hat man diese Dinge bislang zumeist ganz unbürokratisch mit dem Thüringer Verband klären können.

Wacker 07 Gotha betritt in der neuen Saison in jeder Beziehung Neuland, auch wenn Trainer Frank Stein sechs Spieltage vor Ende der Thüringenliga noch immer zwischen Wenn und Aber abwiegelt: "Wir sind noch nicht durch, brauchen noch vier Punkte." Fast möchte man ihm da entgegnen, dass der 1. April schon lange vorbei ist.

15 Zähler beträgt der Vorsprung auf den 1. Sonneberger SC. Alles spricht vor der heutigen Auswärtspartie bei den Jenaer Glaswerkern für die Wackeren: 66 erzielte Tore, ganze sechs Gegentreffer, 20 Siege, sechs Unentschieden, nicht eine Niederlage. "Sollten wir aufsteigen, dann müssen wir das Verlieren wieder lernen", sagt Stein, den man in der Residenzstadt oft mit einem grünfarbigen "Trabi" herumfahren sieht.

Fast noch schneller als mit dem einstigen DDR-Kultauto startete Stein jedoch mit seiner Mannschaft durch. Von Null auf Hundert innerhalb von zwei Jahren, denn in der Saison 98/99 kickten die 07er noch in der Landesklasse.

Reif für die Oberliga

Ab 5. August heißen dann Gothas Gegner nicht mehr wie einst Treffurt oder Schwallungen, sondern Dynamo Dresden, FC Carl Zeiss Jena und VfB Leipzig. Da freut sich sogar DFB-Ehrenspielführer Uwe Seeler mit, der seit geraumer Zeit Vereinsmitglied in Gotha ist und der auch persönlich zur Meisterfeier kommen will.

Das Team ist reif für die höchste Amateurklasse im deutschen Fußball. Auch der nagelneue Mannschaftsbus kann sich dort sehen lassen. Das Volksparkstadion mit seinen knapp 5000 Plätzen ist es noch nicht ganz, doch auch da wird längst an Veränderungen gedacht. Der Hartplatz soll zum Parkplatz umfunktioniert werden, ein zweiter Rasenplatz wird entstehen.

Acht Spieler kommen

Aufbruchstimmung also am Fuße der Burg Friedenstein. "Natürlich beschäftigen wir uns mit dem Thema Oberliga schon länger", gibt Frank Stein seine Bescheidenheit fast auf. Man hat konkrete Vorstellungen, was sich in der neuen Spielklasse personell ändern muss, "in der wir unbedingt die Klasse halten wollen", wie Stein sagt. Acht, neun neue Spieler sollen für Abwehr, Mittelfeld und Angriff verpflichtet werden, "möglichst welche mit Oberligaerfahrung", so der Trainer. Ab Montag werden sogar zwei Wochen lang drei Brasilianer getestet.

Und da im Fußball ohne Moos nunmal nichts los geht, wird Wacker 07 demnächst zwei neue Großsponsoren präsentieren. Der Etat soll dann von derzeit geschätzten 250 000 Mark auf knapp 750 000 Mark erhöht werden. "Die Euphorie im Umfeld ist schon jetzt riesig. Wir haben allein in dieser Saison fast 500 Zuschauer mehr als im Vorjahr zu den Heimspielen gehabt", meint Stein, der seine Mannschaft seit 1989 betreut. In der Oberliga dürfte die Bude öfters sogar ganz voll sein. Am ersten Spieltag zum Beispiel. Geht es nach dem Wunsch des Trainers, möchte man dann gern den FC Carl Zeiss empfangen, "obwohl ich diesen Traditionsverein viel lieber in der Regionalliga sehen würde".

Gotha und Jena in einer Liga - vor einem Jahr hätte man darüber noch sehr herzlich gelacht. Doch in Gotha scheint nichts mehr unmöglich. SV-Präsident Helmuth Rieth spricht gar davon, dass Wacker das Unterhaching Thüringens werden will.

 

Quelle: Thüringer Landeszeitung