Montag 20.Mai 2002 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

Pokalfinale STFB-Pokal:
FSV Kali Werra Tiefenort - SV Eintracht Heldburg 2:0 (0:0)

"Nicht die bessere, die glücklichere Mannschaft hat gewonnen !"

von Ullrich Hoffmann

FSV Kali-Werra Tiefenort
Der neue Südthüringer Pokalssieger

In einem bis zur letzten Sekunde spannendem Finale sicherte sich der ehemalige Thüringenligist erst in der Schlussphase gegen die lange überlegen spielende Eintracht aus Heldburg den Südthüringer Vereinspokal.
Die Sportfreunde aus Kaltennordheim hatten sich anlässlich des dort schon traditionellen Heiratsmarktes, in diesem Jahr war es immerhin schon der 440., um die Ausrichtung des diesjährigen Pokalendspieles in Südthüringen beworben und schon im März den Zuschlag bekommen. Von ihnen wurde dieser Höhepunkt auch ordentlich vorbereitet und durchgeführt, auch wenn es von der reinen Sportanlage her, auch in unseren Breiten, bessere Bedingungen gibt. Mit dem kleinen und leicht fallenden Platz mussten aber schließlich beide Mannschaften zurechtkommen.

Die Heldburger überreichten bei der Platzwahl, die sie im übrigen gewannen, ihrem sportlichen Kontrahenten ein Erinnerungsgeschenk an diesen Tag.
Die Kali-Mannschaft aus Tiefenort hatte schließlich den besseren Start. Und sie verfolgten gleich die von Trainer Gebhardt vorgegebene Devise und versuchten aus allen Positionen aufs Tor zu schießen. Den Schuss von Linhos aus 14 Metern Mittelstürmerposition konnte Drescher zur Ecke abwehren. Nach einem Freistoß in Nähe der Eckfahne kam Emmelmann zum Kopfball, setzte diesen aber über die Querlatte.
Heldburg wartete nach der Abtastphase mit besseren Aktionen nach vorne auf. Und auch die Zuordnung in der Hintermannschaft (linke Abwehrseite) klappte nun besser.
In der 12. Minute setzte Schmidt Linksaußen Rohrmann geschickt ein. Sein Schuss ging aber knapp am langen Pfosten vorbei ins Toraus. Ein Freistoß von der Strafraumgrenze konnte zur Ecke abgewehrt werden. Ein Schuss von Söllner aufs kurze Eck, der abgefälschte Ball von Libero Greußlich, der nur um Zentimeter am rechten Torpfosten vorbeiging, und die Direktabnahme von Rohrmann nach einer Drescher-Ecke, waren weitere gute Chancen der Vestestädter.
Auf der Gegenseite war Hümmer bei einem Flachschuss von Klein auf dem Posten. Dann versuchte es noch zweimal Prill mit seinem linken Fuß aus halbrechter Position. Seine Freistöße aus 20 Metern blieben aber beide in der 4-er Abwehrmauer hängen.
Die ersten 45 Minuten waren insgesamt arm an Höhepunkten und spektakulären Aktionen. Beide Mannschaften agierten doch sichtbar nervös und konnten noch nicht das erwartete Niveau eines Pokalendspieles nachweisen. Kein Team wollte einem Rückstand hinterherlaufen und so lag zunächst das Hauptaugenmerk auf der Defensive.

Auch zu Beginn des zweiten Durchganges waren die Tiefenorter öfters am Ball. Hier waren auch einige gepflegte Angriffsaktionen zu sehen. Auch wenn der Abschluss meist nicht gelang. Ihr bester Spieler R. Klein konnte mit guten Aktionen das Spiel seiner Mannschaft immer wieder ankurbeln und seine Nebenleute gekonnt einsetzen.
Der Heldburger Trainer S. Röder wollte dann mit seiner Einwechslung ein Zeichen nach vorne setzen. Er wechselte Marcel Schumann für dessen Bruder Nico ein. Ihm gelang an diesem Tag nur wenig, und man hatte insgesamt den Eindruck, dass er seine Verletzung aus dem Spiel in Lauscha noch nicht hundertprozentig auskuriert hatte.
Wenig später besaß M. Schumann gleich seine erste Schusschance. Der Ball ging aber zwei Meter übers Tor. Der in unmittelbarer Nähe stehende Abteilungsleiter D. Köhler-Terz betrieb auch gleich Ursachenforschung und hatte recht. "Bei einer besseren Schusshaltung, Oberkörper über den Ball, war hier mehr drin."
Dennoch war diese Aktion ein Signal Richtung Tiefenorter Tor. Die Aktionen unseres Vertreter aus Heldburg wurden endlich zwingender. Urlau konnte im letzten Moment vor dem einschussbereiten Söllner zur Ecke klären. Rohrmanns Linksschuss , er traf den Ball allerdings nicht optimal, ging am Tor vorbei. Die Führung für Heldburg lag in der Luft.
In diese Druckphase der Burgstädter setzte Tiefenort einen gefährlichen Konter. Beim Schuss von Linhos war Keeper Hümmer aber auf dem Posten. Er tauchte blitzschnell ab und konnte so mit den Fingerspitzen zur Ecke klären. Den dritten Versuch eines ruhenden Balles brachte Prill mit seinem starken linken Fuß aus 20 Metern gefährlich vors Heldburger Tor. Auch hier war Hümmer zur Stelle.
In der 75. Minute sahen dann die 220 Zuschauer einen gelungenen Angriff der Heldburger. Rohrmann setzte sich auf der linken Außenbahn durch und flankte in den Lauf von M. Schumann. Dieser zog ab, aber das Leder sprang von der Unterkante der Querlatte ins Spielfeld zurück. Beim kapitalen Nachschuss von Lorz rettete Urlau per Kopf vor der eigenen Torlinie, musste seine Aktion aber mit einem Nasenbeinbruch bezahlen. Dies hätte die Führung der Heldburger sein müssen. Und wie sich später herausstellte, sollte sich das Auslassen dieser Großchance bitter rächen.
In der 85. Minute , nach einem Ballverlust der Eintracht-Mannschaft, schlägt Prill eine Linksflanke auf den zweiten Pfosten. Einwechsler Kuhn steht völlig frei und sein Kopfball bringt die Tiefenorter Führung. Torwart Hümmer war hier völlig machtlos.
Kuhn war für den verletzungsbedingt ausgeschiedenen Urlau ins Spiel gekommen. Er hätte sonst vielleicht gar nicht gespielt, und war bis zu seinem Führungstreffer nur durch ein Foulspiel und eine "Schwalbe" aufgefallen.
In der verbleibenden Zeit warf Heldburg alles nach vorne. Lehmann und auch Greußlich waren nun zusätzliche Angreifer. Man spielte volles Risiko, ohne Absicherung nach hinten. Und so kam es wie es kommen musste. Einen gekonnten Pass in die Tiefe nahm Peter gekonnt auf und ließ sich die Chance zur Spielentscheidung nicht entgehen.
Beim Schlusspfiff war die Enttäuschung bei den Spielern, Verantwortlichen und mitgereisten Fans, hierzu zählte auch Bürgermeisterin A. Schwarz, riesengroß. Und dies war nur all zu verständlich. Denn hätte man nur eine der zahlreichen Chancen zwischen der 60. und 75. Minute genutzt, wäre ein Sieg möglich gewesen. Auch das Eckenverhältnis von 11:6 sprach für die Heldburger und spiegelt im wesentlichen die Chancenverhältnisse wieder.
Zum Knackpunkt wurde dabei die vergebene Großchance, als in der besten Phase der II. Halbzeit M. Schumann nur die Querlatte traf. Von diesem Rückstand hätten sich die Tiefenorter wahrscheinlich nicht mehr erholt.

Aus den Händen von Claus Schultheiß, Stellvertretender Vorsitzender des BFA Südthüringen, und Rainer Kirchner, Vorsitzender des Spielausschusses, nahmen die glücklichen Sieger den Pokal in Empfang.
Noch 12 Minuten nach dem Abpfiff lagen mehrere Spieler des Verlierers auf dem Rasen waren bitter enttäuscht und brauchten Trost. Eine große Chance zum Pokalsieg in Südthüringen war verpasst, aber die Leistungen auf den Weg ins Finale bleiben bestehen.

Die Trainerstimmen:

S. Röder(Heldburg): "Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat alles gegeben und auch um den Sieg gekämpft. Mehrfach waren wir dem Führungstreffer sehr nahe. Wir hatten die zwingenderen Torchancen. Aber auch M. Schumann gelang das Tor nicht. Mit dem gelbgesperrten Richter fehlte uns ein Ideengeber.
Man hat aber auch gesehen, wenn mal ein Spieler seine Normalform nicht erreicht, sind die Möglichkeiten auf äquivalenten Ersatz beim dünnen Spielerkader nicht gegeben."

R. Gebhardt (Tiefenort): "Heute hat nicht unbedingt die beste, sondern vielleicht die glücklichere Mannschaft gewonnen. Ich freue mich, dass wir nach dem Sturmlauf der Heldburger Mitte der II. Halbzeit noch einmal ins Spiel zurückkamen und die spielentscheidenden Treffer gesetzt haben."

Die Statistik

Torfolge:1:0 Kuhn (85.), 2:0 Peter (87.)      Zuschauer:220

Der neue Pokalssieger spielte mit:
Schmidt - Iffland, Keiderling, Emmelmann, Wenzel (26. Prill), Klein, Urlau (73. Kuhn), Linhos, Peter (88. Amling), Wirsing, Bogdanski.

Der SV Eintracht Heldburg spielte mit: Hümmer - Lehmann, Greußlich, Schmidt, Kirchner, Lorz, Drescher, Gössinger, N. Schumann (53. M. Schumann), Söllner, Rohrmann - U. Künzel (Zella-Mehlis).