Mittwoch 13.Juni 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

Mitgliederversammlung des FC Carl Zeiss Jena am 12.Juni 2001

FC Carl Zeiss: Defizit von 3,6 Millionen Mark

von Thomas Czekalla (TLZ)

FC Carl Zeiss Jena Die Zeiten der verbalen Plattitüden sind seit gestern Abend beim FC Carl Zeiss Jena vorbei. Rund 400 Mitglieder des künftigen Oberligisten erfuhren im voll besetzten Speisesaal von Zeiss nun auch die bittere Wahrheit über die wirtschaftliche Situation im Verein.

Schatzmeister Dirk Saeltzer legte dabei dar, dass der FC Carl Zeiss die abgelaufene Saison mit einem Defizit von 3,6 Millionen Mark beendet hat. Für die Oberliga plant man mit einem Etat von 2,3 Millionen Mark, wobei derzeit zur Deckung noch etwa 500 000 Mark fehlen. "Seit Jahren wurde den Mitgliedern in Sachen Zahlen nie so reiner Wein eingeschenkt, wie heute", zeigte sich Mannschaftsleiter Uwe Dern angenehm überrascht von der Offenheit Saeltzers. Nach dessen Worten habe das Präsidium um Ralph Schmidt-Röh bereits Schulden seiner Vorgänger mit übernehmen müssen. Das war bislang für die Vereinsmitglieder neu.

Im Zusammenhang mit dem Engagement der Kinowelt/Sportwelt hieß es, dass der Verein durch die Kölmel-Gruppe insgesamt 10,5 Millionen Mark erhält, davon 3,6 Millionen für den Rechteverkauf und 6,9 Millionen als Darlehen. Allein 2,4 Millionen Mark mussten dafür zur Abdeckung eines Defizites aus der Saison 1999/2000 verwendet werden. Derzeit stehen Jena von der Sportwelt nur noch 2,5 Millionen Mark zur Verfügung. Saeltzer belegte, dass der FC Carl Zeiss seit der Saison 1996/97 aus Spielerverkäufen keine Transferüberschüsse mehr erzielen konnte. Er kam zu dem Fazit:"Ein ausgeglichenes Budget wäre nur in der zweiten Bundesliga möglich."

Zuvor hatte FC-Präsident Schmidt-Röh Fehler seines Präsidiums eingeräumt. So habe man sich zu spät von Trainer Slavko Petrovic, der zuletzt ein Grundgehalt von 12 000 Mark plus Auto und Wohnung hatte, getrennt. "Wir wollten ihn nach dem Offenbach-Spiel einen Rücktritt nahe legen. Das lehnte er ab, weil er bei den Spielern im Wort stand, auch in der Oberliga ihr Trainer zu sein", so der Klub-Chef.

Vor der Verpflichtung des Ex-Stendalers Wolfgang Sandhowe waren als Trainer-Kandidaten Christoph Franke, Jörg Berger (der unbezahlbar war) sowie der Plauener Rene Müller und der Mönchengladbacher Ex-Bundesligaprofi Norbert Meier im Gespräch. Sandhowe habe letztlich den Zuschlag erhalten, weil dessen sportliches Konzept das Präsidium am meisten überzeugt hatte. Der 47-jährige Sandhowe brach eine Lanze für das Präsidium des Vereins: "Ich habe schnell erkannt, dass diese Leute Ziele haben, mit denen ich mich identifiziere." Der Westfale sagte, dass er den Aufstieg nicht versprechen kann, aber alles dafür tun werde, um den Ruf des Jenaer Fußballs wieder herzustellen. "Ich bin nicht hier her gekommen, um in und mit Jena Mittelmaß zu verbreiten." Sandhowe hat mit Stürmer Jörn Schulz den dritten Stendaler Spieler nach Jena geholt. Weiter gekommen ist Sven Kubis (Cottbus). Auch Olaf Holetschek soll als Spieler zurück kommen.

 

Quelle: Thüringer Landeszeitung