Dienstag 12.Juni 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

Jena steht nicht auf der Abschussliste der Kinowelt
FC Carl Zeiss Jena (OTZ//L. P.) Der Darlehensgeber »Kinowelt«/»Sportwelt« scheint seine Verpflichtungen gegenüber dem FC Carl Zeiss Jena auch weiter erfüllen zu wollen und hat dem Verein in einem Interview mit der »Berliner Zeitung« indirekt eine solide Finanzpolitik bestätigt.

»Wir stehen ständig in Kontakt mit der Kinowelt und haben bisher keinen Hinweis darauf erhalten, dass sich das Unternehmen aus dem FC Carl Zeiss zurückziehen will«, sagte FC-Präsident Dr. Ralf SchmidtRöh gestern. Große Unsicherheit über die Finanzkraft des Tochterunternehmens »Sportwelt« war aufgekommen, nachdem der Kurs der »Kinowelt«-Aktie um 90 Prozent gefallen war. Der Deutsche Fußballbund (DFB) verlangt von der »Kinowelt« Bankbürgschaften für Fortuna Düsseldorf, Sachsen Leipzig, RotWeiß Essen und den 1. FC Magdeburg. Der Geldgeber verweigert das, was den Vereinen die Lizenzierung kosten könnte.

»Kinowelt«-Chef Michael Kölmel hat gestern in einem Interview mit der »Berliner Zeitung« den Vorwurf zurückgewiesen, er würde die Vereine hängen lassen. »Ich verbürge mich nur noch für Vereine, die seriös arbeiten. Bei diesen Klubs geht es um Überschuldung im großen Stil. Um riesige Beträge, die verpulvert wurden. Mit Bürgschaften würde ich denen einen Blanko-Scheck für ein Handeln geben, das ich nicht mehr verantworten und tolerieren will«, sagte Kölmel der Zeitung. Er betont, dass die »Sportwelt« trotz des Aktienabsturzes der Muttergesellschaft genügend finanzielle Reserven habe. Den Vereinen in Düsseldorf, Essen, Leipzig und Magdeburg wirft Kölmel Missmanagement und Verschwendung (»die haben mein Geld eimerweise rausgeschmissen«) vor. So sei das Geld, das bis 2003 reichen sollte, schon jetzt weg, und noch dazu sei es nicht, wie gefordert, in die Infrastruktur gesteckt worden, sondern in etliche Trainerentlassungen und überteuerte Spieler. Dem DFB wirft Kölmel vor, das Missmanagement zu decken, in dem Versuche, in die Finanzpolitik der Klubs einzugreifen, als Einmischung in die Vereinsarbeit abgewehrt wurden. Jenas Präsident Dr. Ralf Schmidt-Röh wertete die Tatsache, dass Jena nicht zu den von Kölmel aufgeführten Vereinen gehört, als »Hoffnung für die Zukunft«. Die Zusammenarbeit mit der Kinowelt schätzt er als vertrauensvoll ein.

In Jena seien von den ursprünglich zehn Millionen Mark der Kinowelt noch drei Millionen Mark verfügbar. Das Darlehen, das zurückgezahlt werden muss, wenn der Verein später Gewinn macht, betrug sechs Millionen Mark von der Gesamtsumme. Vier Millionen zahlte die Kinowelt für die Vermarktung des Traditionsnamens FC Carl Zeiss Jena. Die konkreten Eckzahlen für die Oberliga würden derzeit noch verhandelt, informierte der Präsident.

 

Quelle: Ostthüringer Zeitung