Donnerstag 5.Juli 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

 

Fritz und Engelhardt verlassen Rot-Weiß Erfurt

von Marco Alles (Erfurt/TA)

Die "Hängepartie" ist vorüber. Erfurts umworbene Talente Clemens Fritz und Marco Engelhardt werden definitiv den FC Rot-Weiß verlassen. Gestern einigte sich Michael Leitenstorfer, Präsident des Thüringer Regionalligisten, mit den Vertretern des Karlsruher SC. Der Zweitliga-Rückkehrer hatte schon vor Monaten erstmals starkes Interesse an den beiden 20-Jährigen bekundet. In einem viereinhalb-stündigen Verhandlungs-Marathon, an dem neben Leitenstorfer die KSC-Verantwortlichen Guido Buchwald und Wilfried de Buhr sowie der Spielerberater Karl Herzog teilnahmen, kamen beide Vereine endlich überein. Offiziell wurde über die Ablösesumme für das "Paket" Stillschweigen vereinbart. Nach TA- Informationen überweisen die Badener 2,1 Millionen Mark an an den FC Rot-Weiß.

Clemens Fritz Stümer-Talent Clemens Fritz (Foto: HP des DFB )

Damit stellt der Transfer einen Regionalliga-Rekord dar. Und die Summe war es auch, die Erfurts Präsidenten schließlich umstimmte. Er hatte sich zuletzt immer wieder für den Verbleib der "Rohdiamanten" - wie Manager Heinz-Joachim Jungnickel die beiden beschrieb - ausgesprochen. "Im Interesse des Vereins mussten wir aber handeln", verwies Leitenstorfer auf den warmen Geldregen in die Klubkasse. "Außerdem wollten auch die Spieler unbedingt weg." Im nächsten Jahr hätte Rot-Weiß für die Talente keinen Pfennig gesehen, weil ihre Verträge im Juni 2002 ausgelaufen wären. Eine Entscheidung für die Finanzen also. Und damit auch gegen die sportliche Qualität?

Fest steht: Ein Clemens Fritz in Topform ist kaum zu ersetzen. Ohne ihn stellte der Erfurter Sturm in der letzten Saison oftmals nur ein laues Lüftchen dar. Ihm steht sicher eine große Zukunft bevor. Auch Marco Engelhardt hat sein Talent trotz schwankender Leistungen mehrfach unter Beweis gestellt. Ihr Weggang hinterlässt Lücken in dem Team, die nur schwer zu schließen sind. Für die persönliche Entwicklung der beiden ist der Wechsel in die zweite Bundesliga sicherlich richtig. Beim KSC erwartet sie eine hungrige Mannschaft mit einem ehrgeizigen jungen Trainer. Ex-Nationalspieler Stefan Kuntz hatte sich enorm um die Verpflichtung der Rot-Weißen bemüht. Erst recht nach deren Gala-Auftritt im April, als Fritz (zwei Tore) und Engelhardt (ein Treffer) beim 3:0-Erfolg den "Wildpark" im Alleingang stürmten.

Clemens Fritz zeigte sich gestern erleichtert, "dass die Sache nach dem ständigen Hin und Her in den letzten Wochen endlich geklärt ist". Er freut sich wie Kumpel Marco Engelhardt "auf die neue Herausforderung beim KSC". Zuletzt hatten die Offensivkräfte den Kopf randvoll. "Ich konnte mich kaum noch richtig auf den Fußball konzentrieren", sprach Fritz von einer belastenden Situation. Schließlich befanden sich die Akteure in der Warteschleife, mussten auf eine Einigung der Vereine hoffen.

Clemens Fritz Marco Engelhardt (Foto: HP des DFB )

Gestern überschlugen sich die Ereignisse. Am Nachmittag wurde das Duo in Leitenstorfers Anwaltskanzlei bestellt. Dort wurde beiden Akteuren das Ergebnis der Verhandlungen mitgeteilt. Danach hieß es sofort Kof- fer packen und Abfahrt nach München. An der Isar befinden sich die Karlsruher seit Sonntag im Trainingslager. Vor den Erfurtern hatte der KSC bereits gut eingekauft. Aus Frankfurt kam unter anderem Routinier Torsten Kracht, aus Bielefeld der erfahrene Torjäger Bruno Labbadia. Dennoch haben die Rot-Weiß-Youngster keinerlei Angst vor der namhaften Konkurrenz. "Ich will mich in Karlsruhe weiter entwickeln. Dazu gehört es, sich auch durchzubeißen", sagte Fritz. Er werde auf jeden Fall den Kontakt nach Erfurt nicht abreißen lassen. Das Klima in der Mannschaft sei "überragend" gewesen. Außerdem habe er in seinem Heimatklub einen großen Schritt nach vorn gemacht.

Fritz und Engelhardt stellen die Abgänge acht und neun bei den Rot-Weißen dar. Zuvor hatten Petar Kushev und Alexander Dürr den Verein verlassen. Nico Scheller, Andre Tews und Petr Nemec bekamen keinen neuen Vertrag. Heiko Nowak erklärte sein Karriereende und arbeitet als Reha- und A-Junioren-Trainer. Bereits während der Saison musste Frank Nierlich Sportinvalidität anmelden. Und da auch auf die Dienste Heiko Cramers kein Wert mehr gelegt wird (TA berichtete), bekommt die Mannschaft ein komplett neues Gesicht. Bislang gab es acht Zugänge am Steigerwald. Mindestens zwei weitere sollen noch folgen. Derzeit absolvieren Alexander Schiller aus Braunschweig und Tomasz Sobczak vom polnischen Traditionsklub Gornik Zabrze ein Probetraining. Letz-terer ist ein Stürmer, Schiller ein Mann für die linke Bahn. Positionen, wo in der Vorsaison Fritz und Engelhardt gesetzt waren.

mehr zum Wechsel auf der Fanpage des Karlsruher SC

Quelle: Thüringer Allgemeine