Freitag 12. Juli 2002 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

Thüringenliga

Der Saisonrückblick des 1.Sonneberger SC 04
Trotz großer Personalsorgen noch im "grünen Bereich"

von Jürgen Eckstein (Sonneberg)

Der 1. SSC 04 meisterte auch das sogenannte schwere zweite Jahr im Thüringer Oberhaus erfolgreich, wenngleich gegenüber dem Vorjahr ein gewisser Substanzverlust nicht zu übersehen war.

Sonneberg - Pößneck
SONNEBERG - Nach der überaus erfolgreichen Serie 2000/01, die der Neuling aus der Spielzeugstadt als Vizemeister des Landes mit dem größten Erfolg in der fast 100jährigen Geschichte abschloss, verließen mit Matthias Otto, Mike Eber und Jens Nicolai den Verein. Zuvor war der Moldawier Dennis Losinsky bereits wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Geredet wurde im Umfeld viel, doch nachdem die Verpflichtung von Sascha Beker scheiterte, war der Kader ausgedünnt. Die Neuzugänge Langbein, Benn, Bernschneider und K. Rebhan konnten nur als Ergänzungsspieler angesehen werden. Trainer Emil Kirchner wollte und musste den Verjüngungsprozess einleiten, doch es zeigte sich früh, dass einige dieser Youngster doch erhebliche Defizite haben und noch längere Zeit benötigen, um im Thüringer Oberhaus zu bestehen.

Die Testspielergebnisse waren nach einem harten Trainingslager recht ansprechend. Nach dem Kantersieg gegen Steinbach-Hallenberg (9:0), dem 2:2 gegen Mönchröden, weiteren Siegen gegen Veilsdorf, Hildburghausen und Würgau schien sich die Mannschaft gefunden zu haben. Da sich Mario Winter den Mittelfuß brach, wurde in einer Blitzaktion noch Christian Häusler verpflichtet.

Einmal mehr Turm in der Schlacht: Torhüter Mario Bohnenstengel. Hier im Spiel gegen den späteren Meister VfB 09 Pößneck.   Foto: Oertel.

Wie schon im Vorjahr kamen die Schützlinge von Emil Kirchner schlecht aus den Startlöchern. Beim 1:2 gegen Rot-Weiß Erfurt II kam nan erst in der letzten halben Stunde besser ins Spiel, in Suhl verschlief man die erste Halbzeit. So standen die Gelb-Schwarzen gegen Arnstadt Rudisleben schon unter Erfolgszwang. Auch wenn noch viel Sand im Getriebe war, die Mannen um Kay Luthardt fuhren den ersten Saisonsieg ein. In Mühlhausen gab es den ersten Auswärtsdreier, eine deutliche Leistungssteigerung war unverkennbar, doch in diesem Spiel wurde Torwart Bohnenstengel verletzt. Das Spiel gegen Weimar sollte richtungsweisenden Charakter haben. Die Leistung der Offensivabteilung war auch oke, aber fünf Gegentreffer im heimischen Stadion sorgten dafür, dass die Goethestädter die Punkte mitnahmen. Bohnenstengel stand dann in Schlotheim wieder zur Verfügung und wurde zum Helden, denn er hielt serienweise Geschosse des starken Neulings und erzielte kurz vor dem Spielende den Ausgleich. Die Achterbahnfahrt ging bis zum Ende der ersten Halbserie weiter und endete mit einem Sieg bei Erfurt-Nord.

Sportlich war mit 21 Punkten und Platz 8 zwar alles im Lot, doch gleich zu Beginn des Jahres 2002 sorgte der Rücktritt von Abteilungsleiter Bernd Fritsch für zusätzliche Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Rückrunde zogen. Dem Trainingslager auf dem "Fellberg" folgten gute Leistungen in den Testspielen und eine weitere Hiobsbotschaft, denn Mario Winter brach sich erneut den Mittelfuß. Die Mannschaft war intakt und es gab nach dem 1:3 gegen Pößneck im Nachholespiel bei Rot-Weiß Erfurt II einen in der Höhe sensationellen Auswärtssieg. Die Fans träumten schon wieder von einem vorderen Tabellenplatz, aber daraus sollte nichts werden. Zwei anstehende Heimspiele fielen den widrigen Platzverhältnissen zum Opfer, ehe es dann zwei derbe Auswärtsschlappen gab. Sowohl in Arnstadt, als auch in Weimar, wo der 1. SSC 04 zur Halbzeit noch führte, brach ein Torgewitter über den machtlosen Mario Bohnenstengel herein. Allerdings fehlte in Weimar und zwei weiteren Spielen mit Krüger eines der drei Musketiere. Die personelle Situation wurde auch in der Folge kaum besser, denn mit Scharfenberg, Morina, E. Horn, Luthardt und Schwesinger mussten mehrere Spieler Gelbsperren absitzen. Dennoch waren die Kirchner & Co erleichtert, dass die Heimspiele gegen Mühlhausen und Nordhausen siegreich gestaltet werden konnten. Trainer Emil Kirchner nach dem 3:1-Sieg gegen Mühlhausen: "Heute ging es nur darum, dass die Punkte in Sonneberg bleiben, deshalb hat Scharfenberg auch in der Defensive aushelfen müssen". Nachdem die Sechs-Punkte-Spiele im Hafen waren, der Klassenerhalt in der Tasche, wurde zwar dann wieder besserer Fußball gespielt. Aber im Schlussakkord wollte das Runde nicht mehr ins Eckige. Viele Großchancen, zum Beispiel in den Heimspielen gegen Schlotheim, Schmalkalden, Suhl und gegen Erfurt-Nord wurden versiebt, sodass die Fans mehrfach enttäuscht von dannen zogen.

Jene Fans, die jede Woche ein Schützenfest des 1. SSC 04 im Thüringer Oberhaus erwarteten und zukünftig erwarten, sei an dieser Stelle schon jetzt gesagt, dass dies nicht geht. Vielmehr geht des den Verantwortlichen des 1. SSC 04, dem Trainer und der Mannschaft darum, den Landesligafußball in der Spielzeugstadt fest zu installieren.

Die Spieler in der Einzelkritik:

Mario Bohnenstengel (29 Spiele/1 Tor): Der Hexer war wieder der große Rückhalt hinter der Abwehr. Fangsicher, reaktionsschnell, ruhig und abgeklärt. Mario Bohnenstengel war wieder die echte Mummer Eins.
Lutz Krüger (24/1): Erfüllte diese Position in vielen Spielen zur vollsten Zufriedenheit des Trainers und der Fans. Viel Übersicht, kopfballstark und schlagsicher. Wurde in Arnstadt vom Platz gestellt, nachdem er von einem Gegenspieler bespuckt wurde.
Andre Schuster (29/0): Der "Lange" war wieder die Zuverlässigkeit in Person. Sauber in Zweikämpfen, schlagsicher und kopfballstark. Technische Mängel gleicht er durch viel Kampfgeist aus.
Enrico Horn (23/1): Der Universalspieler musste in diesem Jahr zumeist als Manndecker auflaufen, erfüllte dort seine Aufgaben sehr gut. Aber auch, wenn er im Angriff spielen musste, gab der Kämpfertyp alles.
Christian Schwesinger (24/0): Begann auch in dieser Serie auf der rechten Außenbahn und war eine feste Größe. Spielt sehr mannschaftsdienlich und ist sehr lauf-und trotz seiner geringen Körpergröße sehr kopfballstark.
Christian Häusler (30/2): Als einziger Spieler in allen Spielen mit von der Partie. Ein Muster an Beständigkeit, dennoch im Spiel nach vorne mit Fehlern behaftet.
Nico Böhm (28/5): Der Ex-Suhler schaffte in diesem Jahr den Durchbruch und gab dem Spiel des SSC auf der rechten Seite Impulse. Könnte sein spielerisches Vermögen beim Zügeln seines Temperamentes noch besser in die Mannschaft einbringen.
Roberto Benn (23/1): Zunächst als Bankdrücker verschrien spielte der "Lange" eine sehr gute Runde und war aus der Stammformation nicht wegzudenken.Hat ein großes Potential, muss sich aber noch mehr zutrauen.
Marian Rexhäuser (20/0): Das Eigengewächs erkämpfte sich einen Stammplatz im Defensivbereich. Wurde zumeist als Mann für Sonderaufgaben bzw. Manndecker eingesetzt. Muss an seiner Technik feilen.
Mario Höfler (27/4): Hat seine Stärken im Offensivbereich, da er dort seine Schnelligkeit ausspielen kann. Erfüllte jedoch auch auf anderen Positionen seine Aufgaben zur Zufriedenheit des Trainers.
Jens Scharfenberg (29/3): Seine Flankenläufe auf der linken Seite sind noch immer Eins A. Der Schwarzschopf bereitete viele Treffer vor und gilt als Freistoßspezialist.
Kay Luthardt (24/14): Der Kopf des 1. SSC 04 zeigte vor allen Dingen in der Vorrunde, zu welch tollen Leistungen er imstande ist. Musste verletzungsbedingt in der Rückrunde kürzer treten, doch in einigen Spielen war schon seine Anwesendheit "Gold" wert.
Rrustem Morina (29/8): Läuferisch sehr stark, im Abschluss aber glücklos und nicht effektiv genug. Braucht gegenwärtig zu viele Chancen, um die Dinger reinzumachen.
Enrico Langbein (21/1): Der Joker ließ sein Können hin und wieder aufblitzen, muss sich aber schneller vom Ball trennen und geradliniger das Tor suchen.
Mario Winter (6/0): War der Pechvogel der Saison, erlitt zweimal einen Mittelfußbruch. Comebacke in der neuen Serie geplant.
Andreas Horn (7/0): Bekam im Schlussdrittel der Serie mehrere Chancen, muss spritziger und aktiver werden.
Martin Gelbricht (7/0): Hoffnungsvolles Talent, welches auf verschiedenen Positionen einsetzbar ist.
Vladimir Claus (2/0): Schnupperte gegen Nordhausen und in Pößneck Landesligaluft.
Florian Schug (2/0): Zwei Kurzeinsätze gegen Nordhausen und bei Schott Jena.
Marcus Mahr (1/0): Als Rechtsverteidiger erfüllte er in Pößneck alle Erwartungen.
Andreas Fischer (9/0): Zu Beginn der Serie mit Eifer bei der Sache, dann aber mit Motivationsproblemen..
Thomas Bernschneider (12/0): Konnte die in ihm gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.
Kai Rebhan (1/0): Kam gegen Weimar zum Einsatz, wechselte in der Winterpause zurück zu sdeinem Stammverein Oberlind.