Donnertag 18.Oktober 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht Archiv

Spielbericht vom 8.Spieltag Thüringenliga:
1.Suhler SV 06 - FSV Schmalkalden

Der Tag der Geschenke

von Ralf Brückner

Suhl - Schmalkalden Lautstark dröhnte es "We are the Champions" aus den Lautsprechern des Aue-Stadions. Gewonnen hatten dort aber gerade die Gäste...
Doch das reihte sich nahtlos ein in die großzügige Haltung, mit der der 1 Suhler SV 06 am Sonnabend seinen Kontrahenten vom Walperloh entgegentrat: Großzügig versiebte er alle hundertprozentigen Torchancen, großzügig überließ er dem Gast nach der Pause das Feld und schließlich ließ sich auch der Referee davon anstecken, als er Schmalkalden den Handstrafstoß zum 0:1-Endstand schenkte.
Die Gäste nahmen dankend an, denn das grottenschlechte Heimspiel gegen den FC Rot-Weiß Erfurt II(0:2) steckte allen noch tief in der Seele."Aus Südthüringer Sicht war es heute wichtiger, dass wir die Punkte bekamen. Sonst hätten wir den Anschluss ans Tabellenmittelfeld verloren", meinte Libero Frank Zentgraf. "Und das wäre Gift in einer Situation, in der man noch viel am spielerischen Niveau arbeiten muss." Auch Trainer Bodo Meißner bestätigte: "Wir müssen viele Spieler einbauen, die noch nicht lange bei uns sind, das braucht Zeit."
Diese ständige Fluktuation ist in der Tat ein Problem beim FSV. Herrschte schon in der letzten Saison aufgrund der Kurthschen Experimente höchst selten Ruhe in der Formation, musste sich der FSV im Sommer durch den Verlust solcher Stützen wie Steinbach und Trender erneut neu einspielen - und danach auch noch den Trainer wechseln! Das hinterlässt offenbar Verunsicherungen. "Gegen Erfurt II sind unsere Konter durch Fehlabspiele schon im Ansatz verpufft", kritisierte Meißner ein Manko, das sich auch in Suhl oft genug wiederholte, trotz aller Einsatzfreude gerade von den Neuzugängen wie Jäger oder Kaiser.
Aber wie gesagt: Die Suhler hielten die passenden Geschenke bereit Ganz besonders freute sich darüber Torjäger Danny Gebauer, denn er hatte die Entscheidung fast allein herbeigeführt:
Erst holte er gegen Kalvaitis clever eine Ecke raus, dann drosch er nach diesem Eckstoß das Leder volley Richtung Tor und damit gegen Wendts Schutzhand und schließlich vollstreckte er auch noch den dafür verhängten Strafstoß. Balsam für einen, dem nach dem Erfurt-Spiel im Internet der "Aktionsradius eines angepflockten Rhönschafes“ bescheinigt worden war. Anonym zwar, aber Schmalkaldens darob höchst verärgerte Nr. 4 glaubte zu wissen, welcher Ex-Verantwortliche des Vereins sich dahinter verbarg. Immerhin: Seinen Einsatzwillen schien das zu beflügeln.
Seit drei Begegnungen hat ihn der Trainer wieder auf die ungeliebte Sturmspitzen-Position gestellt. "Gegen Nordhausen hat er zunächst überzeugt", begründete Meißner dies. "Ich weiß, dass er als Spitze nicht der Schnellste ist, aber heute waren seine Technik und Schussstärke für uns entscheidend." Der solcherart wieder zum "Leithammel" seines Teams beförderte Leistungsträger blieb realistisch: "Wir haben heute auch viel Glück gehabt. Wichtig ist vor allem, dass wir künftig bei unseren Kontern nicht mehr so leicht ausrechenbar bleiben."

 

Quelle: Freies Wort