Samstag 29.Dezember 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht Nächste Meldung


Thüringenliga

Bilanz der 1. Halbserie des FC Einheit Rudolstadt
Trotz unerwarteter Punktausbeute: Das Erreichte war nicht das Erreichbare

von Hartmut Gerlach ( Rudolstadt)

Trainer Norbert Oertel "Wenn man mir vor Saisonbeginn jemand gesagt hätte, dass wir am Ende der 1. Halbserie 21 Punkte haben, dann wäre ich voll zufrieden gewesen", meint Einheit-Trainer Norbert Oertel. Er führte die Mannschaft nach 1995 zum zweiten Male in die höchste Spielklasse des Freistaates. Auch jetzt sei er mit dem Erreichten (9.Platz) einverstanden, aber auch wenn es durchaus nicht das Erreichbare gewesen sei, so der 54-Jährige Sportamtsleiter der Stadtverwaltung Rudolstadt.

Dabei denkt Oertel, der mit Gunter Turtenwald einen zuverlässigen, rasch in seine neue Aufgabe hinein gewachsenen Assistenten an seiner Seite hat, vor allem an die verlorenen Spiele. Mit Ausnahme der Auftaktpartie gegen den Meisterschaftsfavoriten Pößneck, den man glücklich bezwungen hätte (2:0), habe man selbst in den Begegnungen, nach denen man als Verlierer den Platz verließ, spielerisch keinerlei Nachteile gehabt und die jeweilige Auseinandersetzung sogar mindestens eine Halbzeit lang dominiert. Individuelle Fehler führten zu Niederlagen bei Erfurt Nord (0:2) und in Suhl (0:2). Ähnlich verhielt es in Schmalkalden (1:2) und beim 0:3 in Gera. Hier fielen die letzten beiden Gegenlore erst in den Schlussminuten. Den Spielverlauf völlig auf den Kopf stellten die Resultate gegen Rudisleben (0:1-H) und den FC Carl Zeiss Jena II (1:2-H). Frühe Treffer ebneten in beiden Heimduellen den Gästeteams den Weg zu deren "Dreiern". Der Neuling verstand es danach nicht, selbst aus besten Möglichkeiten Kapital zu schlagen und Dauerdruck in Treffer auszudrücken. Mehr möglich war auch bei den torlosen Unentschieden in Mühlhausen und beim Mitaufsteiger Schlotheim sowie ganz besonders beim 1:1 in Meuselwitz.

Am Limit spielten die Heidecksburgstädter dagegen im Städtischen Stadion bei ihren Erfolgen über den FC Rot-Weiß II (3:0), 1. SSC 04 Sonneberg (1.0) - auch wenn der Sieg höher ausfallen musste - und gegen den SV SCHOTT JENAer Glas (2:0). Relativ leicht fiel dem Aufsteiger dagegen der erste Auswärtssieg in Nordhausen (2:0).

Exakt 539 Minuten mussten die Anhänger des FC Einheit, von denen viele ihre Elf auch auswärts begleiteten, auf den ersten Auswärtstreffer warten. Sekunden vor dem Schlusspfiff überwand Daniel Reich den Meuselwitzer Keeper zum hoch verdienten 1:1. Doch ansonsten taten sich die Gäste vor dem gegnerischen Gehäuse meist schwer. "Die Verteidiger in der Landesliga lassen sich eben nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen. Zudem mussten wir mit Daniel Reich einen neuen Stürmer integrieren", versucht Norbert Oertel die Ladehemmung in fremden Gefilden zu erklären. Aber gerade Neuzugang Daniel Reich - er kam vom EFC Ruhla in den Heinepark - wurde von Spiel zu Spiel besser und avancierte mit 8 Treffern zum Torjäger. Mit deutlichem Abstand folgen in dieser mannschaftsinternen Wertung Mittelfeldregisseur Markus Leib (4), Sturmpartner Andre Schmiedehausen (2) und auch die offensiv ausgerichteten Mirko Gentner sowie Tino Scheunert (1). Letzterer iat einer von insgesamt vier Neuen, die das Einheit-Trikot im Sommer überstreiften. Der frühere Schwarzaer stand in der Anfangsformation gegen Pößneck. Doch langwierige Verletzungen ließen den technisch begabten Scheunert nie wieder so richtig in Tritt kommen. Für ihn werde es, legt Oertel die Marschrichtung fest, in der Vorbereitung darauf ankommen, über Verbesserung seiner Athletik wieder den Anschluss zu finden. Des Lobes voll ist er über Marko Lorenz. "Er ist ein hervorragender Fußballer, der eine absolute Verstärkung darstellt", rückt der Cheftrainer die Potenzen des vielseitig einsetzbaren Ex-Kahlaers, dem bisher nur ein Erfolgserlebnis in Form eines Tores fehlt, ins rechte Licht. Nicht ganz die Erwartungen erfüllt habe dagegen Heiko Egerland. Bei ihm wechselten, nicht zuletzt wegen beruflicher Verpflichtungen, Licht und Schatten.

Prunkstück der Rudolstädter ist zweifellos die Abwehr. Mit nur 13 Gegentreffern ist sie die zweitsicherste der Thüringenliga. Organisiert von Marco Jähnisch, dem vielleicht besten Libero der Landesliga, bemühen sich die Defensivspieler schon aus der Verteidigung heraus um Konstruktivität. Die setzt sich über ein spielstarkes Mittelfeld fort, in der Markus Leib den Dirigentenstab bis auf wenige Ausnahmen eindrucksvoll schwang. Einziges Manko im Einheit-Spiel: Die Torgefährlichkeit. Wenn es nur nach den erzielten Treffern ginge, würde der jetzige Tabellenneunte erst auf Rang 11 stehen. "Doch am Toreschießen müssen sich alle Mannschaftsteile beteiligen", fordert der Trainer für die Zukunft. Er verkennt aber nicht, dass M. Lorenz und M. Jähnisch bei vielen Versuchen dicht vor dem Erfolg standen, oft aber ausgesprochenes Pech hatten.

Obwohl das Gespann Oertel/Turtenwald in jedem Spiel Leistungsträger ersetzen musste - so bestritten beispielsweise mit Just und Kämpfe zwei ganz wichtige Leute noch nicht einmal die Hälfte aller Vergleiche - haben insgesamt 14 der 20 eingesetzten Einheit-Kicker den Status Stammspieler. In allen 15 Begegnungen waren Marko Lorenz, Marco Jähnisch und Christian Gerlach dabei. Dicht dahinter folgen Tino Schneider, Mirko Gentner, Holger Jähnisch, Andre Schmiedehausen (je 14), Außerdem passen in diese Kategorie Reich, Leib (13), Egerland und der unverwüstliche Mario Nordhauß (12), Marcus Claus, Wolfgang Lorenz (11) sowie, gerade noch, der oft verletzte Sven Strempel (8). Neben Rene Just und Marco Kämpfe (7) kamen noch Scheunert (4), Sebastian Miclo, Sebastian Mnich (2) - er kann noch A-Junioren spielen - sowie Matthias Forster (1), der aushalf, als in Mühlhausen beide etatmäßige Torhüter nicht zur Verfügung standen, zu Einsätzen.

Nach einer kurzen Pause über die Weihnachtsfeiertage beginnt nach dem Zwischenrundenturnier um die Thüringer Hallenmeisterschaft in der Dreifelderhalle am 5. Januar die Vorbereitung auf die Rückrunde. Für die hat auch nach dem unerwartet guten Abschneiden das Ziel Klassenerhalt weiterhin oberste Priorität. Ob es am Ende vielleicht sogar ein von einigen erhoffter einstelliger Tabellenplatz wird, hängt von vielen Faktoren ab. Auch ein wenig davon, wie zum Beispiel der torgefährliche Neuzugang Bernhard Bob aus Teichel den Übergang von der Bezirksliga in die Landesliga verkraftet und ob sich mit Christian Marschall vom TSV Zollhaus, der aus der selben Klasse in der Winterpause zur Einheit dazu stoßen wird, ein weiterer hoffnungsvoller Neuer im Oberhaus Thüringens etablieren kann ...

Foto: "Vater" des Erfolgs für den Aufsteiger: Trainer Norbert Oertel

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