Mittwoch 7.März 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

"Oberliga, wir kommen!"

von Peter Palitzsch (Jena/OTZ)

"Paule", einer meiner Nachbarn, geht seit rund fünfzig Jahren ins Stadion. Fußball ist sein ein und alles. Momentan kann man ihn zum Thema Fußball aber nicht ansprechen. "Paule" ist richtiggehend sauer. Weshalb? Nach dem Prinzip "Die Hoffnung stirbt zuletzt" hatte er nach total vermasseltem ersten Meisterschaftsabschnitt den Spielen der Zeiss-Kicker in der Rückrunde dennoch mit viel Optimismus entgegenblickt.
Die Mannschaft präsentierte sich kurz vor der Reise ins Trainingscamp an der türkischen Riviera, von Sinn & Leffers in der Goethe-Galerie von Kopf bis Fuß neu eingekleidet, im schmucken Outfit. Den Trainer Slavko Petrovic sah man im neuen Gefährt, einem Mercedes der C-Klasse. Das Klubpräsidium lud zum Presse-Stammtisch in ein Jenaer Hotel, eine weitere Premiere. Die Ouvertüre zum zweiten Meisterschaftsabschnitt freilich ging dann am 24. Februar im Regensburg daneben. Das 2:2 an der Donau bedeutete den Verlust zwei weiterer Punkte.
Spielszene aus FC carl Zeiss Jena - SV Eintracht Trier Im ersten Heimspiel des Jahres 2001 sollte nun alles anders werden, hoffte auch "Paule". Stimmungsvoll ging´s los am Sonnabend, denn die Musiker von "Dumb" intonierten das neue Vereinslied, dessen Text "Es ist keine Frage, wer gewinnt - Carl Zeiss Jena!" noch mehr Optimismus verbreitet. Doch zum fünften Mal schon in dieser Saison gings mit dem 0:1 daheim gegen Trier sprichwörtlich "in die Hose". Und zum zweiten Mal in dieser Saison belegt es die Tabelle schwarz auf weiß: Die Zeiss-Kicker haben die "Rote Laterne" in ihrem Besitz, das ungeliebte Utensil. Und ein maßlos enttäuschter "Paule" macht seinem Unwillen ob der langanhaltenden schwachen Leistungen und Erfolglosigkeit der Zeiss-Mannschaft Luft: "Auf allen Nebenschauplätzen ist der Club Spitze, nur auf dem Spielfeld läuft nichts mehr zusammen". "Paule" befürchtet, dass die Musiker von "Dumb" textlich bald umdisponieren müssen in "Hallo Oberliga, wir kommen!"

P.S.(TL): Übrigens beging Sportreporter Peter Palitzsch am 1.März seinen 70.Geburtstag. Als freiberuflicher Sportjournalist hat sich Palitzsch weit über Jena hinaus einen Namen gemacht. Seit 1966 kommentiert er Woche für Woche große und kleinen Fußballereignisse. Neben der Osthüringer Zeitung schreibt "ali" vom Fußballgeschehen rund um Jena auch für Deutschlands Fußballzeitung Nummer 1: den "Kicker". In der Fußballmannschaft der BSG Chemie Kahla stand er lange Zeit als Tormann zwischen den Pfosten.

Das TL-Team wünscht Peter Palitzsch nachträglich alles Gute und viel Gesundheit.

Quelle: Ostthüringer Zeitung
Foto: Spielszene aus FC carl Zeiss Jena - SV Eintracht Trier (Homepage FC CZ Jena)