OTZ: |
Herr Wolf, weshalb haben Sie das Handtuch geworfen? |
Dieter Wolf: |
Ich möchte meine Meinung im Verein wieder laut und
deutlich sagen können. Als Aufsichtsrat ist man an
Beschlüsse gebunden und hat im Grunde wenig Einfluss.
Bewußt geworden ist mir das bei dem "runden Tisch" vor
einigen Wochen in den Stadtwerken. Die Vorstellung des
Präsidiums war mehr als enttäuschend gewesen. Da hätte
ich gern einiges gesagt. Der zweite Grund ist
sportlicher Natur: Ich habe so etwas in der ganzen Welt
noch nicht erlebt, dass ein Trainer entlassen wird und
trotzdem bleibt. Und das bei dem Tabellenstand. Das
finde ich unmöglich. |
OTZ: |
Sie haben den Fußballclub vor zwei Jahren aus höchster
finanzieller Not gerettet. Wie schätzen Sie die
Entwicklung ein, die der Verein seitdem genommen hat? |
Dieter Wolf: |
Die muss man katastrophal nennen. Ich war sicher, dass
wir in der Regionalliga im oberen Drittel eine Rolle
spielen können. Ich hatte auch die Hoffnung, dass wir in
der nächsten Saison den Aufstieg schaffen. |
OTZ: |
Wo sehen Sie die Ursachen? |
Dieter Wolf: |
Fehlende Kompetenz. |
OTZ: |
Im Präsidium oder beim Trainer? |
Dieter Wolf: |
Im Präsidium. So klar und richtig wie man entschieden
hat bei der Ablösung von Thomas Gerstner, so wenig
wurden Entscheidungen bei seinem Nachfolger Slavko
Petrovic getroffen. Man hat daran geglaubt, dass das
Wunder vom vergangenen Jahr unter Petrovic noch einmal
passiert. |
OTZ: |
Fordern Sie den Rücktritt des Präsidenten? |
Dieter Wolf: |
Man kann ihm nicht allein die Schuld geben. Er ist ein
sehr fleißiger und aktiver Präsident, nur in Sachen
sportlicher Kompetenz fehlt da eben sehr viel.
Sie sind einer der wichtigsten Sponsoren des FC Carl
Zeiss Jena. |
OTZ: |
Bedeutet Ihr jetziger Rücktritt aus dem
Aufsichtsrat auch den Ausstieg aus der finanziellen
Unterstützung? |
Dieter Wolf: |
Zunächst nicht. Das sind zwei Paar Schuhe. Ich möchte
einfach wieder offen reden können im Verein.
Sind Sie bereit, als Präsident zu kandidieren?
Nein. Das schaffe ich einfach zeitlich nicht. Diese
Bitte ist schon einmal vor der Berufung von Herrn Dr.
Schmidt-Röh an mich heran getragen worden. Damals musste
ich bereits ablehnen. Ich möchte gern Sponsor bleiben,
aber nicht die eigene Firma in Gefahr bringen. |
OTZ: |
Wem würden Sie diese Aufgabe zutrauen? |
Dieter Wolf: |
Da habe ich eine klare Vorstellung. Lothar Kurbjuweit
sollte in dieser Notsituation gebeten werden, das Steuer
zu übernehmen, denn er hat eine Menge Erfahrung. Ebenso
sollte Ernst Schmidt als ehemaliger Manager noch einmal
gebeten werden, ein oder zwei Jahre seine Kraft für den
Verein zu mobilisieren. In den Vorstand gehärt außerdem
jemand, der aus der Wirtschaft kommt und Ansehen hat. |
OTZ: |
Meinen Sie, dass ein sofortiger Wiederaufstieg aus der
Oberliga möglich ist? |
Dieter Wolf: |
Davon bin ich überzeugt. Nur müssen dazu endlich
Entscheidungen getroffen werden. Weder die Spieler noch
der jetzige Trainer wissen, woran sie sind. Die
Vorbereitungen für die nächste Saison müssten längst
laufen. Es muss endlich klar sein, ob Slavko Petrovic
nun bleibt oder ob ein neuer Trainer bestellt wird.
Diese unmögliche Situation war auch ein Grund für den
Rücktritt. |