Samstag 21.Juli 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

NOFV-Oberliga

Jenaer Stimmungspegel im Trainingslager sinkt

von Matthias Koch (Ludwigsfelde/OTZ)

FC Carl Zeiss Jena Seit Montag führen die Oberligakicker des FC Carl Zeiss Jena in der ländlichen Idylle Brandenburgs zwischen Ludwigsfelde und Trebbin ihr Trainingslager durch. Jeden Tag pendeln die Schützlinge von Wolfgang Sandhowe zwischen ihrer Unterkunft, dem Landhotel Löwenbruch, und dem Sportplatz des SV Siethen. Dieser besitzt einen vortrefflichen Rasen und damit glänzende Bedingungen, um die Jenenser für den Punktspielauftakt am 4. August bei Wacker Gotha fit zu machen.

Momentan nehmen 22 Fußballer teil. Nur Aleksandar Jovic (Probetraining in Budapest) und Jörg Nowotny (Oberschenkelverletzung) fehlen. Für die Anwesenden ist der Alltag in diesen Tagen ein hartes Brot. In der Regel wird dreimal trainiert. Der Wecker geht morgens um 7 Uhr. Die Einheiten sind jeweils für 8.00 Uhr, 12.30 Uhr und 18.30 Uhr angesetzt.
Coach Sandhowe verlangt seinen Männern mit und ohne Ball scheinbar sehr viel ab. Unisono bestätigen Dirk Hempel und Stefan Treitl die ungeheure Intensität der Vorbereitung. Auch Rückkehrer Olaf Holetschek hat in seiner langen Karriere ein derart hartes Aufbautraining "noch nicht erlebt".
Aber Sandhowe kündigte diese Knochenarbeit in den ersten drei, vier Wochen bereits zum Trainingsauftakt an und "lässt Fragen der Mannschaft in diesem Zusammenhang zu". Insofern kann Holetschek die Belastungen ertragen. Sorgen macht dem Routinier allerdings die Personallage der Thüringer. Er habe seinen Vertrag beim FC Carl Zeiss nur mit der "Blickrichtung Wiederaufstieg" unterschrieben. Plötzlich drohe das Team auseinander zu fallen. Aleksandar Jovic soll ein lukratives Angebot von Ferencvaros Budapest haben. Auch Sturmpartner Miroslav Jovic gibt unumwunden seine Wechselabsichten zu. Er habe das Gefühl, dass der Verein "ihn nicht mehr haben wolle".

Trainer Sandhowe äußerte sich vieldeutig zu diesem Thema. "Wenn A. Jovic geht, muss M. Jovic bleiben." Sollten beide den Club verlassen, würde Sandhowe "eben zwei neue Stürmer holen". Doch ob die Wirtschaftskraft der Jenaer das zulässt, scheint eher fraglich. Immerhin sollen am Mittwoch die Mai-Gehälter überwiesen worden sein, wie aus Mannschaftskreisen verlautete. Dort ist die Stimmung wegen der finanziellen Probleme eher schlecht. Auf Unverständnis stößt auch, dass in diesen schweren Tagen die Vereinsführung im Urlaub weilt. Gut möglich, dass Geschäftsführer Patzer nach seiner Rückkehr am 21. Juli einige Leistungsträger aus dem Kader streichen kann. Das wäre zwar das endgültige Ende der Jenaer Aufstiegshoffnungen, aber auch die Chance für den Nachwuchs. Sandhowe bestätigte, dass Nico Busse, Andreas Förster, Boris Kalff und Stefan Winterkorn "sehr fleißig" sind. Andreas Förster wünscht sich, auch nach dem Ende der Vorbereitung, die mit der im Nachwuchsbereich "nicht zu vergleichen" ist, weiterhin "im Kader der ersten Mannschaft zu stehen". Bleibt abzuwarten, ob die Entwicklung des Youngsters wegen sportlicher Stärke oder einer Abwanderungswelle forciert wird.

 

Quelle: Ostthüringer Zeitung