Donnerstag 01. August 2002 |
Jubliäum: SV Motor Altenburg
von Jens Rosenkranz (Altenburg/OVZ) Sport getrieben wurde damals und später neben Turnen unter anderem in den Sektionen Boxen, Ringen, Kegeln, Tischtennis, Judo, Volleyball, Schach Billard, Handball, Tennis, Fußball und Leichtathletik. Anfang der 50er ging dann der Stern der Turnerinnen und Turner von Motor so richtig auf, als auf Bezirks- und Landesebene zahlreiche Erfolge eingeheimst wurden. "Das waren tolle Zeiten", erinnert sich Eva Schatz, die damals vor allem an ihrem Lieblingsgerät, dem Stufenbarren erfolgreich war. Unvergessen ist ihr bis heute ein Städtevergleich mit Bielefeld 1954, als der "Pflug" vor Zuschauern überquoll. Neben ihrem Trainer Ernst Tetzner nennt Eva Schatz vor allem Werner Schumann, der sehr viel für das Turnen in Altenburg tat und für die Erfolge in den 50er Jahren maßgeblich beitrug. Eine Sternstunde erlebte der Verein mit Gretel Schiener, die es bis in die DDR-National-Riege schaffte und 1960 an den Olympischen Spielen in Rom teilnahm. Ihre größte Zeit als Trainerin erlebte Eva Schatz in den 60er Jahren, als sich ihre Schützlinge fünfmal für den Endkampf um den Pokal des Zentralrats der FDJ qualifizierten. "Diese Zeiten sind vorbei", blickt Eva Schatz mit etwas Wehmut zurück. Heute engagieren sich zwar etwa 30 Aktive beim Aerobic, und auch das Kinderturnen existiert. "Aber im Turnen muss man sich anstrengen und quälen, und wer will das heute schon?". Zumindest nicht ganz ohne Ehrgeiz geht es in der mit 207 Mitglieder größten Abteilung Fußball zur Sache. Das erfolgreichste Team derzeit stellen nicht die Männer, nein, es sind die 15-/ 16-jährigen Mädchen von Motor, die Thüringens höchste Liga aufmischen. An alte Glanzzeiten will auch Motors stark verjüngte "Erste" anknüpfen. Das Aushängeschild des Vereins hat sich nach drei schweren Jahren und den Abstiegen aus der Landesliga- und -klasse nun in der Bezirksliga etabliert. "Und dort wollen wir oben mitspielen", heißt das im Vergleich zu früheren Zeiten eher bescheidene Ziel von Trainer Jürgen Staude und Mannschaftsleiter Günter Grohmann. Gerade der seit 1954 dem Verein angehörige Grohmann kann sich noch sehr gut an die Glanzzeiten der Motor-Elf erinnern. Da waren die Spielzeiten 1975/76 und 1978/79 mit den Aufstiegen in die Liga, und dem dann folgenden Spiel gegen Chemie Leipzig, als 10.000 Besucher Stimmung ins damalige Lenin-Stadion brachten und die Liga-Traditionen der 50er wach gerüttelt wurden. Und schließlich die Superjahre 1981 bis 1983, als die zweithöchste Spielklasse der DDR sogar einmal gehalten wurde. Damals stand Perry Bräutigam im Motor-Kasten, der erfolgreichste Kicker des Vereins. Der letzte DDR-Nationaltorhüter schaffte es bis in die Bundesliga und trainiert heute die Schlussleute von Hansa Rostock. Der gebürtige Altenburger hat nicht vergessen, als er es mit dem Fahrrad gar nicht weit zum Training hoch ins Stadion hatte. 1981, als 17-Jähriger, schaffte er den Sprung in die Erste, als Stammtorhüter Baumann ausfiel. Bei Motor, betont Bräutigam im Gespräch mit OVZ, "habe ich den Grundstein für meine Karriere gelegt". Dem Verein, an den er gern zurückdenkt, wünscht Bräutigam vor allem viel Erfolg dabei, sich wieder in Richtung höhere Ligen zu bewegen. Doch "das ist vor allem ein finanzielles Problem", legt Werner Strasser seine Stirn in Falten. Der seit zwei Jahren amtierende Vereinschef hat vor allem viel Mühe darauf verwendet, dem Club wieder eine finanziell solide Basis zu verschaffen, als sich vor allem 2000 gravierende Probleme auftaten. "Wir sind aus dem Gröbsten raus", sagt Strasser. Ihm ist längst klar, dass Motor in Altenburg ein Verein unter vielen ist und keine Bevorzugung mehr genießt, als er mit 2500 Mitgliedern die viertgrößte BSG der DDR war und im Schnitt 5000 Zuschauer die Liga-Spiele besuchten. Heute hängen sportliche Vielfalt und Erfolge vor allen vom Engagement der Sponsoren ab. Wenn sich da nicht viele Firmen und Geschäfte einsetzen würden, sähe es düster aus, sagt Strasser. Hervorheben will er dabei niemanden, allerdings ist bekannt, dass vor allem die Altenburger Brauerei, EWA und Thüsac viel tun. Nicht vergessen möchte er die Hilfe vieler Eltern und Großeltern, die ihre Kinder und Enkel zu den auswärtigen Veranstaltungen fahren. Damit wäre Motor allein überfordert "und deswegen", sagt Strasser, "ist diese Unterstützung beinahe noch wichtiger als Geldspenden." Veranstaltungen rund um die Feier 50 Jahre Motor Altenburg
|
Quelle: Osterländer Volkszeitung |